Lässt sich der Krebstod mit ASS verhüten?
Bei Patienten mit hohem kardio-vaskulären Risiko ist die Gabe von Acetylsalicylsäure zur Prophylaxe gut etabliert. Dass man mit damit evtl. auch Krebserkrankungen verhindert, ist bisher vor allem für das kolorektale Karzinom gezeigt worden.
ASS: Darmkrebsrisiko und Mortalität signifikant senken!
So ergab die Auswertung von fünf randomisierten Studien zur kardiovaskulären Prävention ein um 24 % geringeres Darmkrebsrisiko und eine um 35 % reduzierte Mortalität nach acht bis zehn Jahren. Bisher war aber noch unklar, ob dieser Schutzeffekt auch für andere Krebsarten gilt, schreibt Dr. Andrew Chan vom Massachusetts General Hospital in Boston im "Lancet". Entsprechende Hinweise gab die Auswertung von acht randomisierten Studien.
Jetzt sind britische Kollegen noch einen Schritt weitergegangen. Professor Dr. Peter Rothwell von der Universität Oxford und Kollegen haben weitere 43 randomisierte Studien zur kardiovaskulären Prävention in die Analyse eingeschlossen. Dosisunabhängig reduzierte ASS die nicht vaskulär bedingten Todesfälle um 12 % und die Krebsmortalität um 15 %.
Weniger Todesfälle durch ASS?
Bei höherer Dosierung (≥ 300 mg/d) machte sich der positive Effekt schon nach drei Jahren, bei geringerer Dosierung nach fünf Jahren bemerkbar. In zwölf Studien zur Primärprävention reduzierte ASS das Risiko für nicht vaskuläre Todesfälle ebenfalls um 12 % – nicht aber die kardiovaskuläre Mortalität.
Die Tatsache, dass ASS zumindest bei sporadischen kolorektalen Adenomen schon nach wenigen Jahren das Krebsrisiko senkt, spricht dafür, dass es schon sehr früh in die Kanzerogenese eingreift, schreibt Dr. Chan. Der Rückgang der Mortalität nach zwei bis drei Jahren deutet dagegen eher auf einen Effekt auf bereits bestehende Tumoren. Dieser Hypothese gingen Prof. Rothwell und Kollegen in einer Analyse von fünf Studien nach.
ASS senkt das Risiko der Fernmetastasierung
Es zeigte sich, dass Krebspatienten unter ASS ein signifikant geringeres Risiko für Fernmetastasen hatten. Das galt v.a. für Adenokarzinome und in erster Linie für das Kolorektalkarzinom. Besonders profitierten Patienten, die zu Beginn noch keine Metastasen aufwiesen und die ASS-Einnahme auch nach der Krebsdiagnose fortsetzten.
Soll man nun allen Menschen ASS zur Krebsprophylaxe empfehlen? Dafür ist es sicher noch zu früh, meint Dr. Chan. Schliesslich ist keine der Studien zur Beurteilung der Krebsinzidenz angelegt. Ausserdem müssen die potenziellen Risiken bewertet werden.
- Andrew T. Chan et al., Lancet 2012; 379: 1569-1570
- Peter M. Rothwell et al., a.a.O.: 1602-1612
- Peter M. Rothwell et al., a.a.O.: 1591-1601