Medical Tribune
12. Okt. 2024Mikroangiopathie gewinnt als Prognosefaktor an Bedeutung

Wie mikrovaskuläre Erkrankungen das Arrhythmie-Risiko bei Typ-2-Diabetes erhöhen

Menschen mit Typ-2-Diabetes (T2D) haben ein höheres Risiko für Rhythmusstörungen. Mikrovaskuläre Erkrankungen verstärken dieses Risiko. Doch es gibt wirksame Massnahmen, um diesen Faktor deutlich zu entschärfen.

Ophthalmoscopy of eye with diabetic retinopathy
Science Photo Library/Parker, Paul
Die Retinopathie – hier bei einem Patienten mit Diabetes – ist als Manifestation einer mikrovaskulären Erkrankung zu werten.

Arrhythmien, besonders Vorhofflimmern, treten bei Menschen mit Typ-2-Diabetes etwa 28 Prozent häufiger auf als bei Nicht-Diabetikern.

Ein Team um Prof. Dr. Guo-Chong Chen von der Soochow University in Suzhou zeigte bereits zuvor den Zusammenhang zwischen mikrovaskulären Erkrankungen und kardiovaskulären Komplikationen bei Diabetikern.

Mikrovaskuläre Erkrankungen als zusätzlicher Risikofaktor bei Typ-2-Diabetes

In einer prospektiven Studie mit 25.632 Diabetespatienten untersuchten sie nun die Verbindung zwischen Mikroangiopathie und Arrhythmien genauer und schlossen dabei auch Bradykardie und ventrikuläre Arrhythmien ein.

Sie prüften zudem, ob mikrovaskuläre Erkrankungen als Prognosefaktor für Rhythmusstörungen dienen und wie gut die Kontrolle der Risikofaktoren präventiv wirkt.

Zu Beginn der Studie litt keiner der Teilnehmer an einer Arrhythmie. Im Verlauf von zwölf Jahren entwickelten 11,8 Prozent derjenigen ohne mikrovaskuläre Erkrankung Rhythmusstörungen.

Demgegenüber standen 20,1 Prozent der Patienten mit Typ-2-Diabetes und Retinopathie, peripherer Neuropathie oder chronischer Niereninsuffizienz als Hinweis auf eine mikrovaskuläre Erkrankung. Das Risiko für eine Arrhythmie stieg somit um 48 Prozent bei den Diabetikern mit einer dieser Gefässerkrankungen. Integrierten die Autoren die Mikroangiopathie, konnten sie das Auftreten einer Arrhythmie noch genauer vorhersagen.

Effektive Prävention reduziert Arrhythmierisiko

Die Studienergebnisse zeigen auch ein praxisrelevantes präventives Potenzial. Trotz vorhandener Mikroangiopathie entwickelten Teilnehmer deutlich seltener Herzrhythmusstörungen, wenn die kardialen Risikofaktoren im Normbereich lagen.

Zu den Risikofaktoren zählten:

  • ein BMI von ≥ 25 kg/m²
  • Rauchen
  • ein systolischer Blutdruck von > 140 mmHg
  • HbA1c-Werte ≥ 8 %

Das Arrhythmierisiko sank durch günstige Werte bei einem oder mehreren dieser Faktoren. Wer alle vier Parameter optimal kontrollierte, hatte trotz Mikroangiopathie kein höheres Risiko als ein gefässgesunder Diabetiker.

Risikofaktoren unter Kontrolle bringen

Es gilt also, so heisst es in einem Editorial zu dieser Studie (2), Ressourcen zu bündeln, um diese Risikofaktoren bei Menschen mit Typ-2-Diabetes besser zu adressieren – vor allem bei denen mit mikrovaskulären Erkrankungen. Zudem eröffnet die Bewertung der Mikroangiopathie als weiterer Risikofaktor für Arrhythmien bei Diabetes neue Möglichkeiten, die Pathophysiologie von Rhythmusstörungen und zukünftige Therapieoptionen genauer zu erforschen.