Medical Tribune
5. Apr. 2024Es muss nicht immer eine Koronarsklerose sein

Hinter Angina-pectoris-Beschwerden steckte eine Hypokalzämie

Ein Kalziummangel kann hinter akuten Brustschmerzen stecken. Das zeigt etwa der Fall einer Schwangeren mit vorzeitigen Wehen, bei der die Ärzte das Defizit selbst verursacht hatten.

Vasospasmen der Koronarien
Science Photo Library/Cavallini, James
Bei Vasospasmen der Koronarien kommt es zu Angina-pectoris-Beschwerden.

Bis zu 28 Prozent aller hospitalisierten Patienten leiden an einer Hypokalzämie. Der Elektrolytmangel kann den Tonus des Herzens und der glatten Muskulatur beeinträchtigen. Dies kann zu EKG-Anomalien, Koronarspasmen und Herzversagen führen.

In einem Fallbericht betonen US-amerikanische Forscher, dass bei Anzeichen eines akuten Koronarsyndroms ohne obstruktive Läsionen in der Angiografie immer an eine mögliche Hypokalzämie gedacht werden sollte.

Symptome traten 16 Stunden nach Magnesiuminfusionen ein

Die Autoren stützen ihre Aussage anhand des Falles einer schwangeren Frau in den Zwanzigern, bei der in der 33. Schwangerschaftswoche vorzeitige Wehen auftraten. Um die Lungenreifung des Babys zu unterstützen, erhielt die Frau Magnesiuminfusionen und Steroide. Etwa 16 Stunden nach Beginn der Behandlung klagte sie über intermittierende, scharfe, nichtausstrahlende Brustschmerzen, die einige Minuten anhielten.

Die Frau hatte keine Vorgeschichte von Herzerkrankungen oder Elektrolytstörungen. Das EKG zeigte eine Verlängerung des frequenzkorrigierten QT-Intervalls, was auf eine kardiale Ischämie hindeutete. Ein Troponintest war negativ und die Echokardiografie zeigte keine Anzeichen eines Myokardinfarkts oder einer Herzinsuffizienz. Das CT-Angiogramm zeigte nur minimale Verkalkungen der Herzkranzgefässe. Eine spontane Koronararterien- oder Aortendissektion konnten die Ärzte ebenso ausschliessen wie eine Kardiomyopathie oder eine KHK.

Magnesium als iatrogener Auslöser der Hypokalzämie

Ein umfassendes Elektrolytpanel ergab eine Hypokalzämie mit einem erniedrigten Serumspiegel von 1,5 mmol/l (albuminkorrigiert 0,9 mmol/l) im Vergleich zu den Werten der letzten zwei Jahre von 2,1-2,25 mmol/l. Darüber hinaus stellten die Ärzte eine Hypermagnesiämie von 2,34 mmol/l fest, woraufhin sie die Magnesiumzufuhr stoppten.

Die intravenöse Gabe von 2 g Kalzium normalisierte schliesslich den Kalziumwert und sowohl die Brustschmerzen als auch die Verlängerung des QTc-Intervalls verschwanden. Zusätzlich entliessen die Ärzte die Patientin mit einer Dosierung von 12,5 mg Metoprolol dreimal täglich, um das Herz zu unterstützen.

Dieser Fall verdeutlicht, wie wichtig es ist, bei womöglich kardial bedingtem Brustschmerz eine Hypokalzämie in Betracht zu ziehen, so das Fazit der Autoren. Sie erinnern daran, dass Magnesiuminfusionen, die bei vorzeitigen Wehen verabreicht werden, bei Schwangeren eine schwere Hypokalzämie auslösen können.