Medical Tribune
30. Jan. 2023Akutes Herzinsuffizienz-Syndrom

Takotsubo: Ein Broken-Heart Syndrom nicht übersehen

Die auch als Takotsubo- oder Broken-Heart-­Syndrom bekannte Stress-Kardiomyopathie ist keineswegs so harmlos, wie man lange Zeit geglaubt hat. Die Sterblichkeit der Patienten mit dem gebrochenen Herzen ist ähnlich hoch wie die nach akutem Herzinfarkt.

Ein Takotsubo-Syndrom lässt sich in der Ventrikulografie und am EKG erkennen.
wikimedia/Stevenfruitsmaak (1), wikimedia/JHeuser (2)

Die verbesserte Datenlage erlaubt mittlerweile ein genaueres Verständnis des Takotsubo-­Syndroms, berichten Dr. ­Victor ­Schweiger und seine Kollegen vom Universitätsspital ­Zürich (1). Lange Zeit ging man davon aus, dass das Broken-Heart-Syndrom eine eher harmlose Erkrankung sei, von der überwiegend postmenopausale Frauen betroffen sind. Tatsächlich findet man das Takotsubo-­Syndrom in der westlichen Welt häufiger bei Frauen als bei Männern. Der Altersgipfel liegt um das 75. Lebensjahr herum.

Doch kann sich die Krankheit in allen Altersgruppen manifestieren. Etwa jeder Fünfte mit dem akuten Herzinsuffizienzsyndrom ist unter 50 Jahre alt, und kürzlich wurde die Kardiomyopathie sogar bei einem Frühgeborenen festgestellt.

Takotsubo-­Syndrom bleibt oft unerkannt

Obwohl das Bewusstsein für das Krankheitsbild und damit auch die Zahl der Diagnosen stetig zunehmen, bleibt das Takotsubo-­Syndrom in vielen Fällen unerkannt. Ein häufiger Grund hierfür dürfte eine gleichzeitig bestehende obstruktive koronare Herzkrankheit sein, die das Erkennen des Takotsubo-­Syndroms erschwert. Zudem ähnelt die Takotsubo-­Kardiomyopathie klinisch einem akuten Myokardinfarkt. Die häufigsten Symptome sind:

  • Dyspnoe
  • pektanginöse Beschwerden
  • Synkopen

Den Beschwerden liegt eine akute Dysfunktion der linksventrikulären Ejektionsfraktion (­LVEF) mit typischen Wandbewegungsstörungen und regionaler Ballonierung zugrunde. Die genaue Pathophysiologie ist bislang nicht geklärt, eine Aktivierung der Hirn-Herz-Achse mit akuter Katecholaminausschüttung scheint jedoch von zentraler Bedeutung zu sein.

Ein Takotsubo-Syndrom lässt sich in der Ventrikulografie und am EKG erkennen.
wikimedia/Stevenfruitsmaak (1), wikimedia/JHeuser (2)

In der Ventrikulografie lässt sich die apikale Ballonierung mit basaler Hyperkinesie erkennen (1). Das EKG zeigt ca. vier Stunden nach Schmerzbeginn negative T-Wellen (2).

Emotionale und physische Trigger sind möglich

Um die Verwechslung eines Takotsubo-­Syndroms mit einem akuten Myokardinfarkt oder einer infektiösen Myokarditis auszuschliessen, kommt neben definierten Diagnosekriterien die kardiale Magnetresonanztomografie zum Einsatz. Ist im MRT ein myokardiales Ödem erkennbar, während eine späte Kontrastmittelanreicherung meist fehlt, liegt ein Takotsubo-­Syndrom nahe.

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