Medical Tribune
5. Juni 2023Multiples Myelom

ASCO 2023: Ciltacabtagene-Autoleucel senkt Progressionsrisiko nach Lenalodomid

Eine CAR-T-Zell-Therapie mit Ciltacabtagene-Autoleucel (cilta-cel) kann die Rezidivwahrscheinlichkeit bei Patienten mit Lenalidomid-refraktärem Multiplen Myelom reduzieren.

Ciltacabtagen autoleucel senkt das Progressionsrisiko beim Multiplen Myelom
ASCO/Phil McCarten 2019

Ciltacabtagene-Autoleucel ist eine CAR-Zell-Therapie. Bei dieser sind die Zellen gegen das B-Zellreifungsantigen (B-cell maturation antigen, BCMA) gerichtet, das auf Myelomzellen zu finden ist.

Im Zuge des ASCO 2023 wurden nun erste Studiendaten der CARTITUDE-4-Studie präsentiert. Sie zeigten, dass Patienten mit Multiplem Myelom, die nicht mehr auf eine Behandlung mit Lenalidomid ansprachen, von der CAR-T-Zell-Therapie profitierten.

Progressionsrisiko sank um 74 Prozent

An der klinischen Phase-III-Studie nahmen 419 Patienten teil. Alle hatten bereits eine bis drei Behandlungslinien erhalten, darunter Lenalidomid, das nicht mehr wirksam war. 208 der Teilnehmer erhielten die CAR-T-Zell-Therapie, die 211 übrigen Teilnehmer eine Standardtherapie, die entweder aus einer Kombination aus Bortezumib, Pomalidomid und Dexamethason, oder Daratumumab, Pomalidomid und Dexamethason bestand.

Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 16 Monaten konnte festgestellt werden, dass Patienten, die Ciltacabtagene-Autoleucel erhalten hatten, ein um 74 Prozent geringeres Risiko für eine Krankheitsprogression hatten, als Patienten in der Standardgruppe. Auch die objektive Ansprechrate war in der cilta-cel-Gruppe signifikant verbessert (85 vs. 67%), und der Anteil der Patienten mit MRD-Negativität grösser als mit der Standardtherapie (61 vs. 16%).

Signifikante Nebenwirkungen bei 97 und 94 Prozent

Bei den meisten Studienteilnehmern trat ein unerwünschtes Ereignis der Grade 3 oder 4 auf. Vergleichbar zwischen den zwei Therapien war dabei der Anteil der Patienten mit Infektionen (27 vs. 25%), in der CAR-T-Zell-Gruppe gab es etwas mehr Zytopenien (94 vs. 86%), wie Neutropenie, Thrombozytopenie und Anämie.

Ein für CAR-T-Zell-Therapien typisches Zytokinfreisetzungssyndrom entwickelten insgesamt 76 Prozent der Teilnehmer, die Ciltacabtagene-Autoleucel erhalten hatten. Rund fünf Prozent der CAR-T-Zell-Behandelten erlitten ausserdem ein Immuneffektorzell-assoziiertes Neurotoxizitätssyndrom (ICANS).

Die Daten sprechen für die Studienautoren und die ASCO-Kommentatorin Dr. Oreofe Odejide vom Dana-Farber Cancer Institute, Boston, für den Einsatz von Ciltacabtagene-Autoleucel, wenn die Erkrankung refraktär gegenüber Lenalidomid ist. In der Studie profitierten Patienten dabei bereits beim ersten Rezidiv, zusätzlich zu den aktuell praktizierten vier oder mehr Therapielinien. Das könnten möglicherweise gute Nachrichten für viele Patienten sein, deren Erkrankung nicht mehr auf eine Behandlung mit Lenalidomid anspricht. Bei ihnen gibt es aktuell einen dringenden Bedarf nach weiteren Therapieoptionen.