Medical Tribune
23. Jan. 2017Wie zufrieden sind Jugendliche und junge Erwachsene mit ihrem Sexleben, wie verbreitet sind sexuelle Dysfunktionen? Bisher gab es zu diesen Themen erstaunlich wenige Daten

Wie steht es um das Liebesleben Jugendlicher?

Eine aktuelle Studie analysierte, wie häufig sexuelle Funktionsstörungen bei Jugendlichen sind. Die Daten für die Untersuchung stammen aus einem französischen nationalen Survey zur sexuellen und reproduktiven Gesundheit, der 2010 durchgeführt wurde. Für die aktuelle Analyse verwendeten Professor Dr. Caroline Moreau und ihre Mitarbeiter von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore die Daten von 842 Frauen und 642 Männern. Die Teilnehmer waren zwischen 15 und 24 Jahre alt und in den vorausgegangenen zwölf Monaten sexuell aktiv.

Die Wissenschaftler untersuchten, wie verbreitet verschiedene Formen der sexuellen Dysfunktion in dieser Altersgruppe sind. Ausserdem wollten sie wissen, ob diese mit anderen Aspekten der geschlechtlichen Gesundheit assoziiert sind. Die Funktionsstörungen waren definiert als Orgasmusprobleme, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sowie Mangel an sexuellem Interesse bzw. fehlende sexuelle Lust.

Glücklich auch mit Dysfunktion?

Fast die Hälfte (48%) der Mädchen und jungen Frauen berichtete über mindestens eine sexuelle Funktionsstörung. Von den Jungen und Männern taten dies nur 23%. Allerdings gab mehr als die Hälfte der Jugendlichen (57%) an, dass dieses funktionelle Defizit ihr Geschlechtsleben nicht einschränke. Insgesamt berichteten 31% der Mädchen und Frauen, dass mindestens eine Funktionsstörung ihr Liebesleben behindere – bei den Jungen und Männern beklagten dies nur 9%.

Sexuelle Dysfunktionen korrelierten bei den Studienteilnehmern beiderlei Geschlechts stark und invers mit der sexuellen Zufriedenheit. Unter den jungen Mädchen und Frauen zeigte sich eine entsprechende Korrelation auch mit einer kürzlich durchgemachten sexuell übertragbaren Infektion bzw. mit einer ungewollten Schwangerschaft. Funktionsstörungen, die die Sexualität beeinträchtigten, korrelierten auch bei den jungen Männern mit einer ungewollten Schwangerschaft in der Vorgeschichte.

Die Mehrzahl der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Frank-reich geniesst ein befriedigendes Sexleben, so das Studienergebnis. Doch sind sexuelle Funktionsstörungen insbesondere bei Mädchen und jungen Frauen häufig, schreiben die Autoren. Gesundheitsprogramme und Ärzte sollten sich um das Thema sexuelle Dysfunktionen kümmern, da diese das sexuelle Wohlbefinden junger Menschen wesentlich beeinträchtigen können.

Moreau C et al. BMC Public Health 2016; 16: 1170.