Medical Tribune
24. Mai 2014Wieviel Jod darf‘s sein?

Doch zu viel Jod in unserem Essen?

Ende März widmete das ZDF die Sendung Terra Xpress dem Jod, das in unserem Essen versteckt ist. Bei der Herstellung vieler Fertiggerichte sowie in Back- und Wurstwaren werde oft jodiertes Speisesalz verwendet, war da zu erfahren. Auf der Verpackung lasse sich zwar nachlesen, welches Salz enthalten ist, der Kunde habe aber keinerlei Einfluss darauf und die Jodmenge sei kaum nachvollziehbar. Auch dem Tierfutter werde das Spurenelement häufig zugesetzt, sodass der Jodgehalt z.B. von Milch und Eiern ansteige, ohne dass man genaue Werte kenne.

Das Problem heisst Mangel, nicht Überversorgung

In der Fernsehsendung wurde das "Jodproblem" illustriert mit der Kasuistik eines Mannes, der wegen einer Hashimoto-Thyreoiditis den ärztlichen Rat erhalten hatte, Jod zu meiden. Anhand dieses Beispielpatienten zeigte die Sendung auf, welche Probleme es bereitet, die "erzwungene" Jodzufuhr zu umgehen.

Wieviel Jod darf‘s sein?

Als Richtgrösse gilt die von der WHO empfohlene Jodaufnahme von 150 µg täglich. Auch Mengen von > 200 µg sind ungefährlich, meldet die DGE. Einen Jodexzess definiert die WHO als dauerhafte Zufuhr von > 500 µg/Tag.

Die Moderatoren sprachen zudem von 30 % Schilddrüsenerkrankten in Deutschland. Dabei blieb in dem Bericht unterschwellig die Frage im Raum stehen, ob hier vielleicht die (überhöhte) Jodversorgung eine ursächliche Rolle spielt. Nun hat die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) reagiert und in einer Stellungnahme das Schüren von "Jod- angst" in dem TV-Bericht scharf kritisiert.

Jeder Dritte hat Kropf oder Knoten

Jod in tierischen Produkten

Dem Tierfutter wird vielfach Jod zugesetzt. Dies dient aber nicht der Versorgung der Menschen, die Fleisch und tierische Produkte verzehren, sondern soll einen Mangel bei den Tieren verhindern, informiert die DGE. Denn Hochleistungstiere, z.B. Kühe, erkranken leicht an Hypothyreose und können dann die erwartete Milchleistung nicht erbringen.

Innerhalb der EU diskutiert man derzeit über Höchstgrenzen für Jod als Futtermittelzusatz. In Deutschland soll die höchstmögliche Jodzugabe dann von 10 auf 5 mg/kg Futter sinken.

Jodarme Ernährung bei keiner Krankheit hilfreich

Die Endokrinologen schreiben weiter: "Es gibt keine Schilddrüsenerkrankung und auch keine andere Erkrankung, bei der eine jodarme Ernährung erforderlich oder hilfreich ist." Auch bei der im Beispielfall genannten Hashimoto-Thyreoiditis ist Jod durchaus nicht verboten, lediglich grössere Mengen können die Erkrankung verstärken.

Die DGE-Experten halten es für unseriös und gefährlich, eine "Jodgefahr" durch den Konsum handelsüblicher Nahrungsmittel zu suggerieren. Sie weisen ausdrücklich auf die Bedeutung einer ausreichenden Jodzufuhr hin. Bei Schwangeren z.B. muss das Spurenelement ggf. als Tablette zugeführt werden, um den in der Gravidität erhöhten Bedarf zu decken.

Schilddrüsenerkrankungen zu häufig diagnostiziert

Dass Schilddrüsenerkrankungen, vor allem Autoimmunthyreoiditiden zunehmen, ist nicht belegt. Allerdings wird häufig Überdiagnostik betrieben, sodass sich Laborveränderungen ohne Krankheitswert finden, kritisiert die DGE. Der Nachweis von Autoantikörpern in niedriger Konzentration zeige noch keine Autoimmunthyreoiditis an, betroffene Patienten müssen nicht behandelt werden.Immer häufiger werden auch Schilddrüsenhormone rezeptiert. Dies kann seine Ursache in der Absenkung der TSH-Referenzwerte haben, heisst es in der Stellungnahme der DGE. Die Therapie von auffälligen Laborwerten ohne die Diagnose einer Schilddrüsenerkrankung wird aber auch von den Fachgesellschaften ausdrücklich nicht befürwortet.

Quelle: Medical-Tribune-Bericht