Verdacht auf Histamin-Intoleranz : Symptomtagebuch und Diät
Gibt man bei Google den Begriff “Histaminintoleranz” ein, erscheinen zahlreiche Seiten, auf denen das Krankheitsbild und die Diagnostik geschildert und Diätvorschläge gemacht werden. Aber eine Histaminintoleranz kann viele verschiedene Symptome hervorrufen, sodass praktisch für jeden etwas dabei ist.
Sehr schnell sind Menschen dann überzeugt, mit der Histaminintoleranz genau die Erklärung für ihre Beschwerden gefunden zu haben, nach der sie schon immer gesucht haben. Wenn Histamin im Übermass vorhanden ist, kann sich eine Fülle von Symptomen zeigen – was die richtige Zuordnung extrem erschwert.
Histamin in Alltag meiden – eine knifflige Angelegenheit
Relativ leicht zu erkennen sind Hautsymptome wie Flush, Urtikaria und Juckreiz. Schwieriger wird die Zuordnung und differenzialdiagnostische Abgrenzung bei Beschwerden wie Schwindel, Tachykardie, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Dysmenorrhö oder Fliessschnupfen und Bronchokonstriktion.
Doch wie kann man sich der Diagnose Histaminunverträglichkeit am besten “annähern”? Zuerst sollten Patienten ein Symptom- und Ernährungstagebuch führen. Ergibt sich dabei ein Verdacht auf eine Unverträglichkeit, wird eine dreistufige Ernährungsumstellung auf histaminarme Kost empfohlen.
Histamingehalt der Nahrungsmittel schwankt!
Dies ist allerdings nicht einfach, weil der Histamingehalt in den Nahrungsmitteln schwankt, z.B. auch abhängig vom Reifegrad, etwa bei Käse. Führt die Diät zur Besserung, kann eine sogenannte titrierte Provokation erfolgen, um die individuelle Histaminschwelle festzustellen.
Hierzu schilderte Professor Dr.
Natalija Novak von der Klinik und Poliklinik für Dermatologie der Universität Bonn eigene Erfahrungen bei 52 Patienten mit vermuteter Histaminintoleranz.
Nach placebokontrollierter Provokation reagierten 24 Probanden negativ und 35 positiv auf die Histaminbelastung. Bei Patienten mit subjektiven und auch objektiven Symptomen (z.B. Flush, Urtikaria, Blutdruckabfall), ermittelte man auch erhöhte Histaminausgangsspiegel und eine verminderte DAO-Serumaktivität.
Verminderte DAO-Aktivität verursacht Histaminintoleranz
Inzwischen sei man auch den zugrunde liegenden genetischen Strickfehlern auf die Spur gekommen, erklärte die Expertin. Vier verschiedene Polymorphismen sind nachgewiesen, die mit einer verminderten DAO-Aktivität assoziiert sind.
Dies scheint aber allein nicht ausreichend zu sein, um den kompletten Phänotyp einer Histaminintoleranz zu entwickeln. Offenbar kommen noch unbekannte Umweltfaktoren hinzu.
Auch manche Medikamente setzen Histamin frei
Patienten mit gesicherter Histaminintoleranz sollten weiterhin auf eine histaminarme Diät achten. Auch auf die Anwendung bestimmter “Histamin freisetzender” Medikamente (z.B. Acetylsalicylsäure, NSAR) muss entweder verzichtet werden oder eine Prophylaxe erfolgen (z.B. mit Prednisolon-Äquivalent). Dies gilt z.B. auch für Röntgenkontrastmittel, Lokalanästhetika, Volumenersatzmittel, Morphinderivate und Muskelrelaxanzien.
Was taugen die Tests im Labor wirklich? Eine Histaminintoleranz wird als Imbalance zwischen Abbau von Histamin und aufgenommener Menge verstanden. Beim Abbau spielt auch das Enzym Diaminoxidase (DAO) eine Rolle – allerdings vor allem im Darm. Die Serum-DAO-Bestimmung, die heute auch via Internet angeboten wird, hat daher kaum eine Aussagekraft und wird in der aktuellen Leitlinie* auch nicht empfohlen. Das Gleiche gilt für die Histaminbestimmung im Serum, weil das Messverfahren extrem anfällig ist. * Vorgehen bei Verdacht auf Unverträglichkeit gegenüber oral aufgenommenem Histamin” unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie. |
Quelle: 8. Deutscher Allergiekongress in Bochum