Medical Tribune
22. Sept. 2024Es juckt und juckt und juckt …

Was tun bei chronischem Juckreiz?

Jeder Fünfte leidet irgendwann in seinem Leben an chronischem Juckreiz. Anhaltender Pruritus kann Schlaf und Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Oft ist es schwierig, die Ursache zu finden, und manchmal dauert es, bis die Therapie wirkt.

Hinter chronischem Juckreiz steckt meist eine Entzündung.
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Je nach Ursache unterscheidet man eine entzündliche, eine neuropathische und eine gemischte Form des chronischen Juckreizes.

Bei etwa 60 Prozent der Betroffenen liegt eine Entzündung zugrunde, schreiben Daniel Butler und sein Team von der University of Arizona College of Medicine in Tucson (1). Diese kann durch verschiedene Grunderkrankungen verursacht sein.

In jedem vierten Fall liegt ein neuropathisch bedingter Pruritus oder eine Mischform vor.

Neuropathische Ursachen und ihre Auswirkungen

Zu den neuropathischen Ursachen zählen die postherpetische Neuralgie und die Notalgia paraesthetica, die durch eine lokalisierte oder generalisierte nervale Dysregulation entstehen.

Rund 15 Prozent der Patienten mit chronischem Juckreiz haben andere Ursachen, etwa systemische Krankheiten mit sekundärem Juckreiz (z. B. urämischer oder cholestatischer Pruritus), medikamenteninduzierter Pruritus (z. B. durch eine Immuntherapie) oder eine infektiöse Genese bei Tinea corporis oder Skabies.

Diagnostische Massnahmen bei unklaren Fällen

Wenn nur wenige primäre Hautveränderungen wie ein Erythem oder eine Schuppung vorliegen, können Laboruntersuchungen ergänzend zur ausführlichen Anamnese weiterhelfen. Die Autoren empfehlen ein grosses Blutbild sowie die Bestimmung von Leber- und Nierenwerten und der Schilddrüsenfunktion, um maligne hämatologische Erkrankungen oder Organfunktionsstörungen auszuschliessen. Dies gilt besonders, wenn der Juckreiz seit weniger als einem Jahr besteht.

Zu den therapeutischen Optionen beim chronischen entzündlichen Pruritus zählen in erster Linie topische antiinflammatorische Therapien:

  • Hydrocortison (2,5 %),
  • Triamcinolon (0,1 %) oder
  • Tacrolimus-Salbe.

Rund zehn Prozent der Patienten sprechen jedoch nicht auf topische Behandlungen an. Bei diesen sollte man systemische orale oder injizierbare Therapien wie Dupilumab oder Methotrexat in Betracht ziehen.

Behandlungsmöglichkeiten bei neuropathischem Juckreiz

Findet man keine mit Juckreiz assoziierte Grunderkrankung, liegt der Verdacht nahe, dass es sich um einen chronischen neuropathischen Juckreiz oder eine gemischte Ätiologie handelt, z. B. einen chronischen Pruritus unbekannter Genese.

Dann können topische antineuropathische Therapien wie Menthol, Pramoxin oder Lidocain eingesetzt werden – entweder als Monotherapie oder in Kombination mit immunmodulatorischen Substanzen, etwa zusammen mit topischen Steroiden.

Weitere effektive Therapien gegen neuropathischen Juckreiz sind Gabapentin und Antidepressiva wie Sertralin oder Doxepin, aber auch Opioidrezeptoragonisten/-antagonisten wie Naltrexon oder Butorphanol.

Geduld in der Therapie: Langsame Wirkung und längere Behandlungsdauer

Bei einem neuropathischen Pruritus kann zudem die Überweisung an eine neurologische Praxis sinnvoll sein. Die Autoren betonen, dass es manchmal länger dauert, bis die Juckreiz-Therapie wirkt.

So können bei neuropathischem Pruritus mehrere Wochen bis Monate vergehen, bis man eine effektive und verträgliche Dosierung gefunden hat. Eine erfolgreiche Therapie sollte mindestens sechs bis zwölf Monate dauern. Bei kürzerer Behandlungsdauer kommt es eher zu Rückfällen.