Medical Tribune
7. Juni 2024Mehr als 40 % der Dermatose-Patienten schlafen schlecht

Wenn die Hautkrankheit zu Schlafstörungen führt

Viele Patienten mit Hauterkrankungen, insbesondere Akne, atopischem Ekzem und Psoriasis, haben Schlafprobleme. Eine neue Studie zeigt, dass insbesondere Juckreiz, gefolgt von Brennen und Schmerzen, prädiktive Faktoren für Schlafstörungen sind. Betroffene Patienten sollten daher frühzeitig auch zu ihrer Schlafqualität befragt werden.

Vor allem der Juckreiz kostet vielen Patienten mit Hauterkrankungen den Schlaf.
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Vor allem der Juckreiz kostet vielen Patienten mit Hauterkrankungen den Schlaf.

Schlafprobleme sind bei Patienten mit Hautkrankheiten häufig, und beeinträchtigen langfristig ihre Lebensqualität. Bisher wurden prädiktive Faktoren für gestörten Schlaf bei diesen Patienten aber noch kaum erforscht. Eine Gruppe von Wissenschaftlern aus Frankreich schaffte mit einer populationsbasierten Studie nun Klarheit (1).

Das «ALL PROJECT» umfasste 50.552 Studienteilnehmer ab 16 Jahren aus 20 Ländern auf fünf Kontinenten. Ein Fragebogen wurde genutzt, um Daten zu Schlafstörungssymptomen und Hauterkrankungsprävalenz zu sammeln. Die häufigsten Diagnosen unter den 17.627 Patienten mit Dermatosen waren Akne (7524 Fälle), atopische Dermatitis (4874 Fälle) und Psoriasis (2237 Fälle).

Prädiktor Juckreiz

Von allen Dermatose-Patienten berichteten 7.458 (42,3 %), dass sie aufgrund ihrer Erkrankung schlecht schlafen. Patienten mit Schlafstörungen waren tendenziell jünger (Durchschnittsalter mit/ohne Insomnie: 39,22 vs. 39,96 Jahre, p = 0,001) und weiblich (Frauen vs. Männer mit Insomnie 40,8 vs. 45,3 %, p = 0,01).

Prädiktive Faktoren für Schlafstörungen bei Dermatose-Patienten waren Symptome wie

  • starker Juckreiz (60,5 %)
  • Kribbeln, Stechen und brennendes Gefühl (16,5 %), sowie
  • schmerzende Haut (6,6 %).

Hälfte der Patienten ist durch Insomnie im Arbeitsalltag beeinträchtigt

Die meisten Patienten mit Hauterkrankungen und Schlafstörungen berichteten über verschiedene Ausprägungen von Tagesmüdigkeit, darunter:

  • Erschöpfung schon kurz nach dem Aufwachen (80,7 %),
  • verringerte Konzentrationsfähigkeit und Wachheit (73,4 %)
  • vermehrte Schläfrigkeitsepisoden am Tag (82,6 %)
  • Kribbeln in den Augen (58,1 %)
  • Wiederholtes Gähnen (71,7%).

Die Hälfte der Betroffenen mit Schlafstörungen gab an, durch die Insomnie im Arbeitsalltag beeinträchtigt zu sein (49,2 % gegenüber 19.4 % ohne Schlafstörungen, p <0.0001).

Die Autoren der Studie empfehlen daher, Patienten mit Hauterkrankungen regelmässig auf ihre Schlafqualität anzusprechen. Vor allem eine routinisierte Erfassung möglicher Schlafstörungen könnte ihnen bei dem stark einschränkenden Problem frühzeitig helfen.