Medical Tribune
24. Dez. 2023Einheit aus Ekzem und Allergie

So stark hängen atopische Dermatitis und Nahrungsmittelallergie zusammen

Eine atopische Dermatitis tritt häufig zusammen mit einer Nahrungsmittelallergie bei vielen Patienten auf. Ein Risikofaktor für diese Kombination scheint der Schweregrad der Neurodermitis zu sein.

Eine atopische Dermatitis ist besonders oft mit Nahrungsmittelallergien assoziiert.
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Patienten mit atopischer Dermatitis (AD) leiden häufig gleichzeitig an einer Nahrungsmittelallergie und umgekehrt. Ein internationales Forscherteam ging der Frage nach, wie stark diese Verbindung tatsächlich ist.

Vier- bis fünfmal mehr Nahrungsmittelallergien bei Menschen mit atopischer Dermatitis

Dafür unterschieden sie drei Gruppen von Patienten mit Nahrungsmittelallergien: solche mit einer Sensibilisierung gegen Nahrungsmittelallergene (food sensitivity, FS), solche mit einer nachgewiesenen klinischen Allergie (food allergy, FA) und Patienten, bei denen zusätzlich ein positiver Provokationstest (challenge-proven food allergy, CPFA) vorlag.

In der Studienkohorte von 225.000 Patienten mit atopischer Dermatitis wurden folgende Prävalenzen festgestellt:

  • 48 % hatten eine Sensibilisierung gegen Nahrungsmittelallergene (FS)
  • 33 % hatten eine klinisch nachgewiesene Allergie (FA), und
  • 41 % hatten einen positiven Provokationstest (CPFA).

In der Kontrollgruppe von 1,3 Millionen Menschen waren diese Raten vier- bis fünfmal niedriger, berichten Dr. Maria Christensen von der Universitätsklinik Kopenhagen und ihre Kollegen.

Säuglinge und Kleinkinder am häufigsten betroffen

Besonders auffällig war, dass Kinder mit atopischem Ekzem häufiger gegen Bestandteile von Lebensmitteln sensibilisiert waren und vermehrt Allergien entwickelten als Erwachsene. Am häufigsten traten Sensibilisierungen und allergische Reaktionen bei Säuglingen und Kleinkindern bis zwei Jahren auf (54 bzw. 39 %).

Umgekehrt lag die Prävalenz der atopischen Dermatitis bei sensibilisierten Patienten (1,4 Millionen) bei 51 Prozent. Bei klinisch manifesten Allergien waren es 45 Prozent, und bei provozierbaren Reaktionen 55 Prozent. Auch diese Verhältnisse waren im Vergleich zur Kontrollgruppe (1,2 Millionen) um den Faktor vier bis fünf erhöht. Die Wahrscheinlichkeit einer Sensibilisierung oder Allergie stieg mit dem Schweregrad der Hauterkrankung.

Atopische Dermatitis oft mit Hühnerei- und Erdnuss-Allergien assoziiert

Die Prävalenz der atopischen Dermatitis bei sensibilisierten und allergischen Kindern war höher als bei Erwachsenen. Die stärkste Verbindung zwischen Sensibilisierung gegen Nahrungsmittelallergene und atopischer Dermatitis bestand bei Patienten, bei denen eine erhöhte IgE-Konzentration und/oder ein positiver Pricktest vorlag.

Wenn man die einzelnen Nahrungsmittel betrachtet, zeigte sich in der Allergie-Kohorte, dass Reaktionen auf Erdnüsse am häufigsten mit einer atopischen Dermatitis assoziiert waren.

In der Kohorte der Patienten mit atopischer Dermatitis häuften sich wiederum Reaktionen auf Hühnerei. Die Autoren schreiben, dass die steigende Prävalenz von Allergien mit dem Schweregrad der atopischen Dermatitis zusammenhängen könnte, da die gestörte Hautbarriere die Entwicklung von Sensibilisierungen begünstigt.

Gemäss der dualen Allergenhypothese könnte die Toleranz gegenüber Nahrungsmittelallergien durch den frühen oralen Kontakt gefördert werden.