Medical Tribune
25. Juli 2023Kampf gegen Pickel und Mitesser

Topische und systemische Behandlungsoptionen bei Akne

Die Acne vulgaris ist häufig und hat viele Ursachen. Ein Experte berichtet, ob eine Diät hilft und wann eine systemische Therapie sinnvoll ist.

Besonders im Jugend- und jungen Erwachsenenalter ist die Akne eher die Regel als die Ausnahme.
Yuliya/gettyimages

Besonders im Jugend- und jungen Erwachsenenalter ist die Akne eher die Regel als die Ausnahme.

Am häufigsten ist die gewöhnliche Akne, die Acne vulgaris, bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Prävalenz der Acne vulgaris beträgt bei den 12- bis 24-Jährigen so 84 Prozent. Bei einem Fünftel bis einem Drittel ist die Akne dabei mittel- bis schwer ausgeprägt.

Akne auch im Erwachsenenalter häufig

Die Erkrankung ist aber nicht auf die Pubertät beschränkt: So kann sie auch bereits im Alter von sieben Jahren beginnen. Und auch im Erwachsenenalter ist sie nicht selten. So beträgt beispielsweise die Prävalenz bei Frauen zwischen 24 und 40 Jahren 41 Prozent.

«Warum die einen Akne haben und andere nicht, ist noch nicht geklärt», sagt PD Dr. Martin Glatz, ärztlicher Leiter der Praxis allergie+haut2 in Uster (1). Eine Rolle spielen jedenfalls Genetik und Hormone. Auch mechanische Irritationen (etwa durch Herumdrücken an Pickeln und Mitessern) und die Einnahme bestimmter Medikamente wie Steroide begünstigen die Entstehung von Seborrhoe, Komedonen und Papulopusteln.

Wie trägt Ernährung zur Akne bei?

Unklar ist etwa noch, inwieweit Ernährungsfaktoren eine Akne beeinflussen. Laut PD Dr. Glatz bestehen Hinweise für eine Korrelation der Akne mit Insulinresistenz, Milchprodukten und Nahrungsmitteln, die den Blutzucker rasch ansteigen lassen (z.B. Süssigkeiten, Limonaden und Fast Food) sowie mit Omega-6-Fettsäuren. Definitive Beweise gibt es aber nicht. So gibt es etwa für die viel zitierte Schokolade keinerlei Evidenz, dass sie die Akne beeinflusst.

Omega-3-Fettsäuren haben hingegen eine generell antiinflammatorische Wirkung und scheinen eher mit einer verminderten Akne-Inzidenz assoziiert zu sein. «Dass eine spezielle Diät die Akne tatsächlich deutlich verbessert, ist allerdings nicht belegt», betont PD Dr. Glatz.

Aus diesem Grund geben auch Fachgesellschaften bislang keine bestimmten Diätempfehlungen ab. Einzig die American Acne and Rosacea Society (AARS) erklärt, in speziellen Fällen könne den Patienten eine Kohlenhydrat-arme Ernährung helfen. «Das zeigt, dass die beste Therapie nicht eine spezielle Diät, sondern die medizinische Behandlung ist», betont der Dermatologe.

Isotretinoin bei starker Ausprägung

Die S3-Leitlinie empfiehlt bei einer Acne comedonica primär eine Behandlung mit topischen Retinoiden. Bei einer milden Acne papulopustulosa sind etwa Topika mit Adapalen und Benzoylperoxid oder mit Benzoylperoxid und Clindamycin angezeigt.

Ist die Ausprägung der Akne schwer, die Haut stark entzündet oder die Patienten schmerzgeplagt, kann bereits in der ersten Linie eine systemische Behandlung mit Isotretinoin erfolgen. «Bei der Therapiewahl ist aber immer auch der Patientenwunsch zu berücksichtigen», erklärt PD Dr. Glatz. Drei Viertel seiner Patienten fragten bereits in der Erstkonsultation explizit nach Isotretinoin-Tabletten.

Tatsächlich ist Isotretinoin sehr effektiv. In der Praxis setzt der Experte deshalb den Wirkstoff oft auch grosszügiger ein, als es die Leitlinien vorgeben – also selbst bei Patienten mit nur einer leichten Acne papulosa, so der Referent. Eine systemische Therapie ist ausserdem meist sinnvoll bei einem ausgedehnten Befall, wenn auch Brust und Rücken befallen sind, bei Vorhandensein von Vernarbungen sowie bei einer positiven Familienanamnese.

Patienten vor der Isotretinoin-Therapie gut aufklären

«Wichtig ist, die Patienten – bei Jugendlichen auch deren Erziehungsberechtigten – vor einer Therapie mit Isotretinoin gut aufzuklären», betonte PD Dr. Glatz. Die häufigste Nebenwirkung ist die Xerotis cutis, wobei vor allem die Lippen sehr trocken werden können. Selten treten Arthralgien, Myalgien und Kopfschmerzen auf. Auch kann sich einmal eine psychiatrische Vorerkrankung unter der Therapie verstärken.

«Insgesamt wird der Wirkstoff aber sehr gut vertragen, insbesondere wenn die Behandlung niedrigdosiert, mit 10 mg oder manchmal auch 20 mg täglich, gestartet wird», so der Experte. Zusätzlich zu Iso­tretinoin sollten die Patienten zweimal täglich das Gesicht mit einer pH-neutralen Seife reinigen und ab Therapiebeginn mehrmals täglich einen Lippenbalsam auftragen.

Die systemische Behandlung dauert in der Regel sechs bis zwölf Monate. «Wichtig ist, die Patienten alle drei Monate zu kontrollieren, den Therapieerfolg mit Fotos zu dokumentieren und zur Rezidivprophylaxe eine Erhaltungstherapie durchzuführen», so der Experte. Geeignet ist topische Azelainsäure mit und ohne Benzoylperoxid, Adapalen oder auch niedrigdosiertes Isotretinoin (ein- bis zweimal wöchentlich 10 mg bis 20 mg).

In der Schwangerschaft Topika vorziehen

Bei Schwangeren ist Isotretinoin wegen seiner Teratogenität kontraindiziert. Bei diesen Frauen kann aber eine Akne, wenn nötig, mit topischer Azelainsäure und Benzoylperoxid, eventuell auch mit Erythromycin behandelt werden.