Therapie-Vielfalt bei der Vitiligo nutzen!
Die Vitiligo ist eine erworbene Störung, die zur Depigmentierung führt und weltweit etwa 0,5 % der Bevölkerung befällt, schreiben die Autoren der Vitiligo European Task Force (VETF) unter Federführung von Professor Dr. Alain Taïeb, Service de Dermatologie, CHU de Bordeaux, im "British Journal of Dermatology".
Bei der generalisierten/nicht segmentalen Vitiligo kommt es zu depigmentierten, oft symmetrisch auftretenden Hautarealen, die meist allmählich an Grösse zunehmen. Dem liegt ein erheblicher Verlust an normal funktionierenden Melanozyten in der Epidermis und manchmal auch in den Haarfollikeln der Patienten zugrunde.
Immunstörung als Auslöser der Vitiligo vermutet
Im Gegensatz zur nicht segmentalen Vitiligo beobachtet man bei der segmentalen Form einen asymmetrischen, einseitigen Befall, der manchmal nur ein umschriebenes Dermatom betrifft. Die Ursachen der Vitiligo sind nur unzureichend erforscht, vermutet wird eine immunologisch-entzündliche Komponente.
Eine kausale Therapie gibt es nicht, jedoch verschiedene symptomatische Behandlungsansätze. Dazu zählen beispielsweise die lokale Applikation von Kortikosteroiden oder Calcineurininhibitoren, verschiedene Phototherapie-Verfahren, die orale Gabe von Steroiden und anderen Immunsuppressiva sowie chirurgische Massnahmen (Pigmentzelltransplantation).
Ausserhalb des Gesichts topische Kortikoide
Ziel der Behandlung ist es, die Progression der Hautveränderung zu stoppen und eine vollständige oder eine für den Patienten zufriedenstellende Repigmentierung zu erreichen. Das therapeutische Vorgehen unterscheidet sich – je nachdem, ob eine lokalisierte segmentale Vitiligo oder eine generalisierte nicht segmentale Form vorliegt. Für alle Vitiligo-Patienten gilt jedoch, dass Triggerfaktoren vermieden werden müssen, falls solche bekannt sind.
Als Erstlinientherapie für Erwachsene und Kinder mit extrafazialer segmentaler Vitiligo empfiehlt die neue Leitlinie eine topische Behandlung mit potenten Kortikosteroiden. Diese werden einmal täglich aufgetragen und können bis zu drei Monate lang kontinuierlich angewandt werden.
Besser ist allerdings ein nicht kontinuierliches Schema, bei dem das topische Kortikosteroid ein halbes Jahr lang nur an 15 Tagen pro Monat aufgetragen wird. Anhand von Fotografien ist zu dokumentieren, ob und in welchem Umfang der Patient auf die Behandlung anspricht. Neuere, aktiv sich ausbreitende Vitiligo-Herde können genauso effektiv, aber mit geringeren Nebenwirkungen mit topischen Calcineurininhibitoren (Tacrolimus und Pimecrolimus) behandelt werden.
Die lokale Schmalband-UVB-Therapie kommt als Zweitlinientherapie der segmentalen Vitiligo in Betracht. Die Schmalband-UVB-Behandlung scheint effektiver zu sein als andere Methoden der Phototherapie. Meist wird zwei- oder dreimal wöchentlich behandelt, und zwar so lange, wie man eine Repigmentierung beobachtet.
Chirurgische Verfahren sollten bei Patienten mit segmentaler Vitiligo nur erwogen werden, wenn auf sichtbaren Hautarealen mit den genannten konservativen Verfahren keine kosmetisch zufriedenstellende Repigmentierung zu erreichen ist.
Schmalspektrum-UVB zur Stabilisierung
Bei der nicht segmentalen Vitiligo rät die Guideline als First-line-Therapie zur Stabilisierung mit einer Schmalband-UVB-Therapie über mindestens drei Monate. Spricht der Patient auf diese Behandlung an, sollte sie über mindestens neun Monate fortgesetzt werden.
Sie kann mit systemischen oder lokalen Therapien wie beispielsweise topisch verabreichten Kortikosteroiden oder Calcineurininhibitoren kombiniert werden. Falls es unter der Schmalband-UVB-Therapie nicht zu einer Stabilisierung kommt oder falls die Vitiligo rasch progredient verläuft, sind systemische Steroiden (orale Minipuls-Therapie über drei bis vier Monate) oder andere Immunsuppressiva zu erwägen.
Statt Vitiligo-Therapie gesunde Haut bleichen?
Für kosmetisch exponierte Hautareale, die auf die beschriebenen Therapien nicht ansprechen, kommen Transplantationsverfahren wie die Behandlung mit Melanozyten-Zellsuspension in Betracht. Voraussetzung ist, dass bei den Patienten früher kein Köbner-Phänomen (isomorpher Reizeffekt) aufgetreten ist.
Für bestimmte Hautbereiche besteht für Transplantationsverfahren eine relative Kontraindikation – beispielsweise für den Handrücken. Bei ausgedehnter, therapierefraktärer und kosmetisch stark störender Vitiligo kann eine Depigmentierung der verbliebenen, normal pigmentierten Hautareale mit chemischen oder physikalischen Methoden diskutiert werden.
Da viele Vitiligo-Patienten unter ihrer auffälligen Hautveränderung sehr leiden, sollten sie über Camouflage-Techniken informiert werden. Dazu zählen Selbstbräuner, wasserfeste Abdeckcremes oder auch kosmetische Tattoos, beispielsweise bei depigmentierten Lippen. Psychologische Interventionen können bei stark belasteten Patienten hilfreich sein.
Alain Taïeb et al., British Journal of Dermatology 2012; online first