Medical Tribune
2. Mai 2024Tropenkrankheit breitet sich auch in Europa aus

Wann mit Dengue zu rechnen ist

Jährlich werden Fälle von Denguefieber bei Reiserückkehrern gemeldet. Doch mittlerweile sind nicht nur Fernreisende betroffen, sondern auch einzelne Urlauber in Frankreich oder Italien. Als Hausarzt ist es wichtig, über diese Tropenkrankheit Bescheid zu wissen.

Karte gemeldete Fälle von Denque-Fieber 2023
EuroGeographics

Im Zeitraum Februar 2023 bis Januar 2024 weltweit gemeldete Fälle von Dengue­fieber.

Das Denguevirus ist endemisch in den Tropen und Subtropen in über hundert Ländern der Erde verbreitet. Es wird durch Mücken der Gattung Aedes übertragen, die sich aufgrund der Klimakrise zunehmend in neue Gebiete ausbreiten.

Dies hat bereits dazu geführt, dass Dengue auch in Teilen der USA und einigen europäischen Ländern wie Deutschland, Frankreich, Kroatien und Portugal auftritt, berichtet ein puerto-ricanisches Autorinnenteam im Journal Lancet (1).

Zweitinfektion steigert Risiko für symptomatische Erkrankung

Denguefieber-Ausbrüche können Gesundheitssysteme dabei stark belasten und erheblichen wirtschaftlichen Schaden anrichten, warnen die Autorinnen. In den letzten zehn Jahren gab es vermehrt Ausbrüche in Endemiegebieten sowie einen Anstieg der Infektionen bei Reisenden.

Dengue manifestiert sich innerhalb von zwei bis sieben Tagen als akute fieberhafte Erkrankung und ist oft selbstlimitierend. Etwa 60 bis 80 Prozent der infizierten Personen haben keine Symptome oder nur milde Symptome. Bei einer Zweitinfektion steigt das Risiko für eine symptomatische Erkrankung. Es sind vier Serotypen des Virus bekannt.

Verdächtige Symptome und Warnzeichen

Bei Menschen, die in Endemiegebieten leben, dorthin reisen oder von dort zurückkehren und Fieber entwickeln, sollte man an Dengue denken, wenn zusätzlich mindestens zwei der folgenden Symptome auftreten:

  • Übelkeit und Erbrechen
  • Exanthem
  • Kopf-, Augen-, Gelenk- oder ­Muskelschmerzen
  • Leukopenie
  • positiver Tourniquet-Test (≥ 10 Petechien in der Ellenbeuge unter Stauung bei der RR-Messung)

Als Warnzeichen für eine klinische Verschlechterung gelten

  • heftige Bauchschmerzen, Schleimhautblutungen, Lebervergrösserung, ­
  • erhöhter Hämatokrit,
  • Lethargie oder Ruhelosigkeit.

Dengue-Patienten mit solchen Symptomen sollte man stationär behandeln, insbesondere wenn Begleiterkrankungen wie Diabetes, Asthma oder Hypertonie vorliegen. Kinder, Schwangere und ältere Menschen mit Dengue sollten generell in die Klinik, ebenso wie Patienten, die in sehr ärmlichen Verhältnissen oder weit entfernt von einem Spital leben.

Bei zwei bis fünf Prozent der Betroffenen verläuft die Infektion ab dem vierten bis sechsten Tag schwer mit ausgeprägtem Kapillarleck. Das kann zu Schock oder Flüssigkeitsakkumulation mit Atemnot, Blutungen und der Beteiligung von ZNS, Herz und Leber führen. Solche schweren Verläufe erfordern eine stationäre Notfallbehandlung mit engmaschiger Überwachung und intravenöser Flüssigkeitsgabe.

Nachweis in Vollblut, Serum oder Plasma möglich

Differenzialdiagnostisch kommen verschiedene virale, bakterielle und parasitäre Infektionen infrage. Die Diagnose von Denguefieber kann durch Untersuchung von Vollblut, Plasma oder Serum gestellt werden, das innerhalb von sieben Tagen nach Symptombeginn entnommen wurde. Dabei werden virale RNA, Virusantigene wie NS1 (non-structural protein 1) oder Dengue-spezifische IgM- und IgG-Antikörper nachgewiesen.

Schwer erkrankte Patienten sollten im Rahmen einer stationären Behandlung eine Volumensubstitution erhalten. Die Flüssigkeitszufuhr muss bei schwerer Infektion vorsichtig erfolgen und bei Abklingen des Kapillarlecks abgesetzt werden, um eine Flüssigkeitsüberladung zu vermeiden.

Es gibt keine spezifische Therapie, daher sind präventive Massnahmen umso wichtiger:

  • Verwendung von mückenabweisenden Repellents
  • Schlafen unter Moskitonetzen und Aufenthalt in geschlossenen Räumen bei Dunkelheit
  • Tragen heller Kleidung, die Arme und Beine bedeckt

Auf dem europäischen Markt gibt es derzeit zwei Impfstoffe gegen Denguefieber, die in der Schweiz noch nicht zugelassen sind (2). Neue Methoden der Vektorenkontrolle, wie der Einsatz genetisch modifizierter Stechmücken in Endemiegebieten, sollen dazu beitragen, die Populationen der Überträger und damit die Ausbreitung des Denguefiebers zu reduzieren.