Medical Tribune
30. Juni 2023Erste randomisierte kontrollierte Studie, die Effekt zeigt

Vitamin-D-Ergänzung könnte kardiovaskuläres Risiko von Älteren senken

Bei über 60-jährigen könnte die einmal wöchentliche Gabe von Vitamin D das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse wie den Herzinfarkt zumindest geringfügig senken. Das ist das Ergebnis einer Studie in der Fachzeitschrift BMJ.

Bei älteren Erwachsenen senkte die Vitamin-D-Ergänzung das kardiovaskuläre Risiko leicht.
Zbynek Pospisil/gettyimages

Unter Experten besteht derzeit keine Einigkeit darüber, ob eine Vitamin-D-Ergänzung das Herz-Kreislauf-Risiko senken kann. Zwar wiesen mehrere Beobachtungsstudien auf eine Verbindung zwischen Vitamin-D-Supplements und kardiovaskulären Ereignissen hin. Randomisierte kontrollierte Studien fanden jedoch bis dato keinen Hinweis darauf.

Nun gibt es eine randomisierte kontrollierte Studie, die zumindest auf eine kleine positive Herz-Kreislauf-Wirkung der Vitamin-D-Ergänzung hinweist. Australische Forscher untersuchten dazu 21.315 ältere Erwachsene zwischen 60 und 84 Jahren, die fünf Jahre lang einmal wöchentlich entweder eine Kapsel mit 60.000 IU Vitamin D, oder mit einem Placebo einnahmen. Ausschlussgründe für die Studie waren etwa hohe Calciumspiegel, Nierensteine, oder eine entzündliche Erkrankung.

5,8 Ereignisse weniger pro 1.000 Teilnehmer

Als wichtigster Endpunkt der Studie galt das Auftreten eines schweren kardiovaskulären Ereignisses. Dazu zählten die Forscher Herzinfarkte, Schlaganfälle und das Notwendigwerden von Revaskularisierungsmassnahmen wie einer Bypass-OP.

Nach einer Nachbeobachtungszeit von fünf Jahren gaben 80 Prozent der Studienteilnehmer an, mindestens 80 Prozent der Studiendosen eingenommen zu haben. In dieser Zeit erlitten 1.336 Teilnehmer ein schweres kardiovaskuläres Ereignis – insgesamt 6,6 Prozent in der Placebo-Gruppe und 6,0 Prozent in der Vitamin-D-Gruppe. Das entspricht einer Reduktion um neun Prozent bei denjenigen, die Vitamin D eingenommen hatten (HR 0,91; 95%-KI: 0,81-1,01).

Rechnerisch bedeutet der Unterschied, dass mit einer einmalwöchentlichen Vitamin-D-Einnahme 5,8 Ereignisse pro 1.000 Teilnehmer weniger in den fünf Jahren stattgefunden hatten. Um ein kardiovaskuläres Ereignis zu vermeiden, müssten demnach 172 Personen eine monatliche Vitamin-D-Dosis einnehmen.

Der Anteil an Patienten mit Herzinfarkten war 19 Prozent niedriger in der Vitamin-D-Gruppe (HR 0,81; 95%-KI: 0,67 – 0,98). Der Anteil an koronaren Revaskularisierungen lag um insgesamt elf Prozent unter dem Wert der Placebogruppe (HR 0,89; 95%-KI: 0,78 – 1,01). Beim Schlaganfall gab es keine Unterschiede zwischen den Gruppen.

Schluss, dass Vitamin D keinen Einfluss auf das kardiovaskuläre Risiko hat, «voreilig»

Signifikantes Ergebnis konnte in der Studie keines beobachtet werden. Die Effekte waren eher niedriggradig, so die Forscher. Auch, ob die Ergebnisse auch für andere Populationen zutreffen, bei denen etwa mehr Menschen niedrige Vitamin-D-Spiegel haben, wird durch die Studie nicht geklärt.

Aber zumindest die Aussage, dass Vitamin D keinen Einfluss auf das kardiovaskuläre Risiko hat, stellt die Studie in Frage, resümieren die Autoren.