Medical Tribune
3. Juli 2023Was bei der Abklärung von akuten Bauchschmerzen zu beachten ist

Bauchschmerzen: Über- und Unterdiagnostik vermeiden

Bauchschmerzen gehören zum Alltag in der Praxis und auf der Notfallstation. Doch herauszufinden, was hinter solchen Beschwerden steckt, ist nicht trivial. Ein Experteerklärt, worauf es ankommt, um Über- und Unterdia­gnostik zu vermeiden.

Bauchschmerzen können jede Altersgruppe betreffen.
joci03/gettyimages

Kommt ein Patient mit akuten Bauchschmerzen in die Praxis oder auf die Notfallstation, sind zunächst drei Dinge wichtig: Anamnese, Anamnese, Anamnese. Das erklärt Professor Dr. Martin Müller­, Leitender Oberarzt an der Klinik für Innere Medizin I am Universitätsklinikum Ulm (1). Für das Gespräch mit dem Patienten und die körperliche Untersuchung sollte man sich genügend Zeit nehmen.

Beim ersten Zusammentreffen gilt es, mehrere Parameter abzuklären. Besteht etwa eine generalisierte Abwehrspannung? Ist der Schmerz eindeutig zu lokalisieren und einem Quadranten zuzuordnen? Sind die Schmerzen kolik­artig, progressiv oder vernichtend? Aus Anamnese und körperlicher Untersuchung ergibt sich meist schon ein grobes, wenn auch noch unscharfes Bild, das es mit weiterer sinnvoller und vertretbarer Dia­gnostik zu schärfen gilt. Die grosse He­rausforderung besteht darin, sowohl eine Über- als auch eine Unterdia­gnostik zu vermeiden, so der Experte.

Vor allem bei Älteren an eine Mesenterialischämie denken

Zuallererst gilt es, wichtige Differenzialdiagnosen auszuschliessen. Gibt es Hinweise auf eine lebensbedrohliche extraintestinale Erkrankung wie eine Aortendissektion oder einen Hinterwandinfarkt? Vor allem bei älteren Patienten sollte man an eine Mesenterialischämie denken. Das gilt insbesondere dann, wenn kardiovaskuläre Risikofaktoren vorliegen.

Charakteristisch ist ein rasches Einsetzen der Beschwerden sowie ein Latenzstadium, in dem die Patienten mitunter vollkommen beschwerdefrei sind. Konnte man diese zeitkritischen Differenzialdiagnosen ausschliessen, muss man eruieren, ob Hinweise auf eine abdominelle Erkrankung vorliegen, die einer chir­urgischen Intervention bedarf, sagt Prof. Müller.

Zum Labor bei akutem Abdomen gehört Folgendes:

  • Blutbild/Leukozyten
  • Elektrolyte
  • Kreatinin, BGA inkl. Laktat (!) und Glukose
  • Bilirubin, Transaminasen
  • Lipase (!)
  • Troponin T (!)
  • Urinstatus
  • Schwangerschaftstest
  • CRP
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