Immer wieder Tote nach Wasser-Exzessen
Immer wieder sterben ehrgeizige Sportler an der mit Sport assoziierten Hyponatriämie (EAH, exercise-associated hyponatremia), der Folge übermässigen Konsums von Wasser oder anderen hypotonen Flüssigkeiten. Dabei gibt es eine einfache Faustregel, um eine Wasservergiftung und Salzmangel zu vermeiden, nämlich: Nur bei Durst trinken! So lautet eine wesentliche Botschaft in dem Statement, das ein international besetztes Experten-Panel unter der Federführung von Professor Dr. Tamara Hew-Butler, Oakland University Rochester, im "Clinical Journal of Sport Medicine" veröffentlicht hat.
Augen auf: Droht eine EAH?
- Als Risikofaktoren bzw. Warnzeichen gelten unter anderem:
- Übermässiger Konsum von Wasser, Sportgetränken und anderen hypotonen Getränken
- Gewichtszunahme während des Sports
- Dauer der sportlichen Belastung > 4 Stunden
- Mangelnde Wettkampferfahrung, inadäquates Training
- Langsame Geschwindigkeit (Pace) beim Lauf oder anderen Sportarten
- Besonders hoher oder niedriger BMI
Sportler forcieren oft die Flüssigkeitszufuhr in der Hoffnung, dadurch ihre Leistung zu verbessern bzw. Komplikationen wie Muskelkrämpfen oder Erschöpfung vorzubeugen. Doch exzessives Trinken kann zur Verdünnungshyponatriämie führen, die wiederum einen Übertritt von Wasser in den intrazellulären Raum (Zellödem) fördert und ggf. eine Erhöhung des intrakraniellen Drucks bewirkt.
Hypertone Salzlösung intravenös oder oral geben
Eine EAH kann asymptomatisch verlaufen bzw. zu nur leichten, unspezifischen Beschwerden führen (z.B. Übelkeit, Benommenheit). Die symptomatische EAH manifestiert sich mit Kopfschmerzen, Erbrechen und/oder mentalen Veränderungen (Verwirrtheit) bis hin zu Krampfanfällen als Folge des Hirnödems. Auch Lungenödeme sind möglich. Die Enzephalopathie im Rahmen einer EAH ist eine lebensbedrohliche Komplikation, die im Zusammenhang mit vielen Sportarten (Marathon, Triathlon, Schwimmen etc.) auftreten kann.
Wie sieht die Therapie bei sportassoziierter Hyponatriämie aus? Die Autoren des Konsensus-Statements empfehlen bei entsprechendem Verdacht, die Zufuhr von hypotonen oder isotonen Flüssigkeiten stoppen.
Bei Sportlern mit Symptomen einer mit EAH assoziierten Enzephalopathie soll rasch eine intravenöse Gabe einer hypertonen Salzlösung erfolgen – ohne Laborergebnisse abzuwarten. Sportler mit leichteren EAH-Symptomen können je nach klinischem Bild mit hypertoner Salzlösung als i.v. Bolus oder mit der oralen Gabe hypertoner Salzlösungen behandelt werden. Bei gutem Zustand des Sportlers kann man auch einfach beobachten und abwarten, bis das Wasserlassen (Ausdruck abfallender ADH-Spiegel) in Gang kommt.
Um weitere tragische EAH-Fälle zu verhindern, muss die Öffentlichkeit über ein angemessenes Trinkverhalten sowie über Symptome und Behandlungsmöglichkeiten der EAH informiert werden, fordern die Autoren.
Quelle: Tamara Hew-Butler et al., Clin J Sport Med 2015; 25: 303-320