Medical Tribune
2. Nov. 2012Voreiliger Antibiotikagabe

Rhinosinusitis: Antibiotikum oft unnötig!

Wie relevant ist die Färbung des Nasensekrets, wenn es um die Grobdifferenzierung eines Infektes der oberen Atemwege geht? Farblos gleich viral, gelb-grün gleich bakteriell? So einfach ist die Sache leider nicht.

Voreilige Antibiotikagabe durch falsche Deutung der Sekretfärbung?

Als Schlüsselkriterium ist die Sekretfärbung nach Aussage von Professor Dr. Claus Bachert absolut nicht verlässlich. Und so verleitet sie zu voreiliger Antibiotikagabe, wie der Leiter des Upper Airways Research Laboratory der Universität Gent, Belgien, bei einer Pressekonferenz des Unternehmens Bionorica erklärte.

Ein grün-gelbliches Sekret sei keinesfalls ein spezifisches Merkmal einer bakteriell bedingten Entzündung. Auch bei viraler Genese komme es durchaus zum Leukozyteneinstrom, der dann eine Trübung des Nasenschleims verursache. Auch die räumlich klare Abgrenzung einer Rhinitis von einer Rhinosinutis sei Wunschdenken.

Nasennebenhöhlen auch bei normalem Schnupfen mitbeteiligt

In einer Studie mit Erwachsenen konnte per Computertomographie gezeigt werden, dass die Nebenhöhlen auch bei einem klinisch normalen Schnupfen oft mitbeteiligt sind. Bei acht von zehn Patienten gingen die Veränderungen der Infundibula und Nasennebenhöhlen dann innerhalb von 14 Tagen ohne Antibiotika zurück, wie der HNO-Experte berichtete.

Als wertvolle Unterstützung zur symptomatisch-klinischen Diagnose einer akuten Rhinosinusitis erachtet Prof. Bachert das "European Position Paper on Sinusitis and Nasal Polyps 2012" (EPOS 2012*), das das Krankheitsbild wie folgt definiert:

  • Verschlimmerung der Symptome nach fünf Tagen oder persistierende Symptome nach zehn Tagen mit einer Gesamtdauer von nicht mehr als zwölf Wochen.

Kriterien für bakterielle Rhinosinusitis

Ferner besteht Verdacht auf eine bakterielle Rhinosinusitis, wenn mindestens drei der folgenden Kriterien erfüllt sind:

  • Verfärbter Ausfluss mit einseitiger Prädominanz und purulentes Sekret in der Nasenhöhle,
  • einseitig prädominierende starke lokale Schmerzen,
  • Fieber (nach Angaben von Prof. Bachert bei Erwachsenen eher selten),
  • erhöhte BSG, erhöhtes CRP,
  • doppelter Krankheitsverlauf (Verschlimmerung der Symptomatik nach initial milderer Phase).

Allerdings werden nur 0,2 % bis 2 % der viral bedingten Infekte der oberen Atemwege durch eine zusätzliche bakterielle Rhinosinusitis verkompliziert. Und etwa 40 % der akuten bakteriellen Infektionen heilen spontan, betonte Prof. Bachert.

Frühe schwere Symptome werden mit Antibiotika nicht verhindert

Dennoch bekommen in deutschen Praxen über 60 % der Patienten mit Rhinosinusitis ein Antibiotikum verschrieben. Dabei wird laut Prof. Bachert meist nicht bedacht, dass schwere Komplikationen, wenn, dann meist in der Frühphase auftreten und laut Studienresultaten durch Antibiotika nicht verhindert werden.

Was also tun? Schliesslich äussern viele Patienten den Wunsch nach einem Medikament, um die Symptome rasch gelindert und den Heilungsverlauf abgekürzt zu bekommen.

Phytotherapie bewährt in Doppelblindstudie

Prof. Bachert berichtete über eine multizentrische Phase-III-Studie mit der Prüfsubstanz BNO 1016 (seit 1. Oktober als Sinupret® extract im Handel), die doppelblind, randomisiert und placebokontrolliert (DBRPC) mit 380 Patienten durchgeführt wurde. Sie erhielten über rund 15 Tage täglich entweder Placebo oder 480 mg BNO 1016 (3 x 2 Drg.).

Die Wirksamkeit wurde anhand des Major Symptom Score (MSS) bewertet, der fünf Symptome umfasst (anteriore bzw. posteriore Rhinorrhö, nasale Verstopfung, Kopfschmerz, Gesichtsschmerz). Ab dem dritten Behandlungstag zeigte sich ein deutlicher Unterschied zugunsten des Verums.

In dieser laut Prof. Bachert ersten DBRPC-Studie mit einem Phytopräparat bei akuter Rhinosinusitis waren Patienten unter der Phytotherapie 3,8 Tage früher geheilt als Angehörige der Placebogruppe. Der MSS zeigte sich am Tag 15 signifikant reduziert, was durch Sonographie der Nasennebenhöhlen bestätigt wurde.

Fünf Pflanzen vierfach konzentriert

Nach Mitteilung des Herstellers Bionorica basiert Sinupret® extract auf einem neuartigen, patentierten Trockenextraktverfahren. Diese Methode ermöglicht es, die wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe der fünf enthaltenen Pflanzen (Schlüsselblumenblüten, Gartensauerampferkraut, Holunderblüten, Enzianwurzel, Eisenkraut) im Vergleich zu Sinupret® forte vierfach zu konzentrieren.