Medical Tribune
2. Dez. 2022Vorgehen bei jungen Frauen mit Verdacht auf Fibroadenom

Fibroadenom kontrollieren, biopsieren oder exzidieren?

Bei einer jungen Patientin unter 35 Jahren mit Verdacht auf ein Fibroadenom stellt sich in der Praxis jeweils die Frage: wie weiter? Richtlinien fehlen. Am Kongress für praktische Gynäkologie und Geburtshilfe (KPGG) zeigte Dr. Martina Maranta, leitende Ärztin in der Frauenklinik Fontana in Chur, ein mögliches Vorgehen im Alltag auf.

Wie geht man bei einem Fibroadenom bei einer jungen Frau vor?
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Fibroadenome gehören zu den häufigsten benignen Brusttumoren. Sie sind hormonabhängig und ihre Inzidenz ist am höchsten bei unter 30-jährigen Frauen. «Sie können in Schwangerschaft und Stillzeit wachsen und auch einmal unter einer Hormonersatztherapie auftreten», erklärte Dr. Maranta.

Bei den Fibroadenomen handelt sich um solitäre, meist indolente, ovale, mobile fibroepitheliale Läsionen. Bei jeder zweiten Patientin verändert sich ihre Grösse nicht, bei 10 Prozent haben sie die Tendenz zu wachsen und bei 20–30 Prozent bilden sie sich spontan zurück.

Zu unterscheiden sind hauptsächlich drei Varianten: das zelluläre Fibroadenom, das sehr schnell wachsende juvenile Fibroadenom und das komplexe Fibroadenom, dessen epitheliale Komponenten Besonderheiten aufweisen, wie etwa eine sklerosierende Adenose, Zysten oder apokrine Veränderungen.

Alleinige Kontrollen sind zulässig, aber…

Aufgrund der typischen klinischen und sonografischen Merkmale ähneln Fibroadenome den BIRADS (Breast Imaging Reporting And Data System)-3-Tumoren. Diese gilt es gemäss den offiziellen Empfehlungen nach sechs Monaten zu kontrollieren.

«Die BIRADS-Kategorien sind jedoch auf ältere Patientinnen, Frauen über 45 Jahre, mit Blick auf das Mamakarzinomrisiko ausgelegt. Zudem berücksichtigen sie nicht Besonderheiten in der Anamnese», erklärte Dr. Maranta. Das «Breast Imaging-Reporting and Data System» kann man deshalb nicht telquel auf ein jüngeres Kollektiv übertragen, das insgesamt ein sehr niedriges Brustkrebsrisiko hat.

Wie bei Patientinnen mit BIRADS-­3-Tumoren sind zwar auch bei unter 35-jährigen Frauen mit Verdacht auf Fibroadenom alleinige sonografische/klinische Kontrollen zulässig. «Bei diesen jungen Frauen gibt es jedoch auch Situationen, in denen bereits initial, bei einer Verdachtsdiagnose Fibroadenom, eine Biopsie gerechtfertigt ist», betonte die Expertin.

Dies betrifft Frauen mit auffälliger Anamnese, beispielsweise mit einer Bestrahlung im Bereich der Mamma in der Vergangenheit oder mit anderen malignen Tumoren. Auch wenn der Befund nicht eindeutig benigne ist, das Fibroadenom sehr gross ist oder die Patientin es ausdrücklich wünscht, ist eine Biopsie notwendig.
«Im Verlauf sollte immer biopsiert werden, wenn sich ein Knoten auffällig vergrössert und immer, wenn sonografisch ein neuer suspekter Aspekt hinzukommt», sagte Dr. Maranta.

Bei jungen Frauen liegt der Verdacht auf Phylloides-Tumoren nahe

Eine Exzision empfahl die Senologin in der Altersgruppe zwischen 19 und 35 Jahre bei den zellulären Fibroadenomen. Denn dieser Typus lässt sich bioptisch nur sehr schwer von Phylloides-Tumoren abgrenzen. «Auch bei einer deutlichen Grössenzunahme sollte exzidiert werden – selbst bei einer unauffälligen Biopsie», erklärte Dr. Maranta.

Eine operative Entfernung ist in der Regel auch nötig, wenn Symp­tome wie Druckerscheinungen, Brustverformungen oder Schmerzen bestehen, sowie auf Wunsch der Patientin.

Bei Adoleszentinnen, in der Altersgruppe zwischen 14 Jahren und 21 Jahren, bilden sich die klinisch entdeckte Brustläsionen in bis zu 40 Prozent der Fälle spontan zurück. Borderline-Tumoren und Karzinome sind bei Jugendlichen und sehr jungen Frauen zudem sehr selten. «Bei den meisten Adoleszentinnen mit Verdacht auf Fibroadenom ist deshalb auch ein Beobachten ohne Biopsie zulässig», betonte Dr. Maranta.

Algorithmus für Adoleszentinnen

Trotzdem gilt es auch in diesem sehr jungen Patientenkollektiv aufzupassen. «Denn auch in dieser Altersgruppe kann einmal eine Risiko-Patientin vor einem sitzen, die bereits eine Strahlentherapie erhalten hat oder an einer hämatologischen Neoplasie leidet, die auch in die Brust metastasieren kann.»

Für Adoleszentinnen wurde vor kurzem, basierend auf retrospektiven Daten, ein Behandlungs-Algorithmus formuliert (1). Dieser enthält die Empfehlung, einen unter drei Zentimeter grossen Knoten in der Brust nach sechs und zwölf Monaten zu kon­trollieren.

«Bei einer Grösse zwischen 3 cm und 5 cm sollte eine Biopsie zum Ausschluss eines Phylloides-Tumors erfolgen, und bei über 5 cm Grösse sollten die Jugendlichen einem Brustzentrum mit der Frage nach Exzision zugewiesen werden», führte die Expertin aus.

Referenz
  1. Sanders LM et al. Clinical breast concerns in low-risk pediatric patients: practice review with proposed recommendations. Pediatr Radiol. 2018 Feb;48(2):186-195. doi: 10.1007/s00247-017-4007-6