Medical Tribune
23. Mai 2022Diabetes

Studie zu Prädiabetes: Interventionen können Mortalitätsrisiko nicht mindern

Erwachsene mit Prädiabetes entwickeln seltener einen manifesten Typ-2-Diabetes, wenn sie Metformin einnehmen oder sich mehr bewegen und Gewicht verlieren. Doch weder Metformin noch eine gesündere Lebensweise konnten in einer aktuellen US-Studie mit 21 Nachbeobachtungsjahren das Sterberisiko senken (1).

Sind die Zuckerwerte grenzwertig, konnten in einer aktuellen US-Studie gezielte Interventionen das Mortalitätsrisiko nicht senken.
iStock/Charday Penn

Eine gestörte Glukosetoleranz prädisponiert für kardiovaskuläre und für Krebserkrankungen. Gleichzeitig erhöht sich sowohl das jeweilige krankheitsspezifische als auch das Gesamtsterberisiko, so die aktuelle Datenlage. Eine amerikanische Forschergruppe ging nun der Frage nach, ob Personen mit hohem Risiko für Typ-2-Diabetes im Hinblick auf die Mortalität von einer Lebensstilumstellung bzw. von der Behandlung mit Metformin profitieren.

Das Studienkollektiv bildeten 3.234 Erwachsene, die zwischen 1996 und 1999 im Alter von mindestens 25 Jahren (Durchschnitt: 50,6 Jahre) in das amerikanische Diabetes Prevention Program (DPP) eingeschlossen worden waren. Die Studie sollte klären, ob Metformin bzw. eine Lebensstilumstellung den Übergang vom Prädiabetes in einen manifesten Typ-2-Diabetes verhindern können. Alle Teilnehmenden hatten ein erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes: BMI ≥ 24 kg/m2, Nüchternblutzucker von 5,26–6,94 mmol/l und/oder Zweistundenwert im oralen Glukosetoleranztest (OGTT) von 7,77–11 mmol/l.

Die Studienteilnehmer wurden in drei verschiedene Gruppen randomisiert: 1.079 Personen nahmen an einem intensiven Lebensstilprogramm teil, das eine Steigerung der körperlichen Aktivität auf mindestens 150 Minuten pro Woche sowie eine Gewichtsabnahme um mindestens 7 % des Körpergewichts vorsah, weitere 1.073 nahmen zweimal täglich Metformin ein und erhielten die üblichen Diät- und Bewegungsempfehlungen. Die übrigen 1.082 nahmen zweimal täglich ein Placebo ein und erhielten ebenfalls eine Standard-Lebensstilberatung.

Kein signifikanter Effekt auf Mortalität jeglicher Ursache

Die verblindete Interventionsphase der Studie endete im Jahr 2001; ab diesem Zeitpunkt bot man allen Personen ein Lebensstilprogramm an. Diejenigen der Metformin-Gruppe konnten das Medikament weiter einnehmen. Ein Teil der DPP-Klientel wurde anschliessend im Rahmen einer erweiterten Studie, der Diabetes Prevention Program Outcomes Study (DPPOS) weiter betreut.

Im Verlauf von durchschnittlich 21 Nachbeobachtungsjahren verstarben 453 (14%) der Studienteilnehmer. Die häufigste Todesursache in der Studienpopulation stellten Krebserkrankungen (37%) dar, gefolgt von kardiovaskulären Komplikationen (29%). Im Vergleich zu Placebo hatte weder die Einnahme von Metformin noch die Umstellung des Lebensstils einen signifikanten Effekt auf die Mortalität aufgrund jeglicher Ursache, auf die kardiovaskuläre Mortalität, die Krebssterblichkeit oder das Sterberisiko aufgrund anderer Ursachen.

Eine multivariate Analyse zur allgemeinen Mortalität, bei welcher die Forscherinnen und Forscher den Diabetesstatus, die Diabetesdauer, die Veränderung des BMI, die kumulative glykämische Exposition sowie das kardiovaskuläre Risiko berücksichtigten, kam zu ähnlichen Ergebnissen.

Die Haupttodesursachen von Erwachsenen mit einem hohen Risiko für Typ-2-Diabetes, so das Fazit der Wissenschaftler, sind in der Studie demnach Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Forschung muss nun ihrer Ansicht nach unter anderem prüfen, welche Massnahmen die krebsbedingte Übersterblichkeit bei Prädiabetes – wie sie auch in früheren Untersuchungen festgestellt wurde – wirksam bekämpfen können.

Die DPP-Studienpopulation bei Studienbeginn

  • Durchschnittsalter 50,6 ± 10,7 Jahre
  • durchschnittlicher BMI 34,0 ± 6,7 kg/m2
  • 68% Frauen
  • 55% Weisse
  • 41% ehemalige oder aktuelle Raucher
  • 29% Hypertonie
  • 69% Hyperlipidämie
Referenz