Medical Tribune
17. Mai 2022Verunreinigung durch Schwermetalle

Blei-Verunreinigung in alternativem Medizinprodukt

Was haben ayurvedische Heilmittel und illegale Drogen gemeinsam? Die potenzielle Verunreinigung durch Schwermetalle hält für Konsumenten unangenehme Überraschungen bereit, wie das Beispiel eines 24-Jährigen zeigt.

Inhaltsverzeichnis
In den ayurvedischen Pillen waren so hohe Bleiverunreinigungen, dass ein junger Mann davon Vergiftungserscheinungen davontrug.
iStock/Lightspruch

Mit seit mehreren Wochen bestehenden krampfartigen Unterbauchschmerzen kam der junge Mann auf die Notfallstation. Sein Allgemeinzustand war reduziert, der Hautton blass-grau und er zeigte einen leicht dunklen Gingivalsaum. Zwar bestätigte er einen ehemaligen Cannabis- und Kokainkonsum, aber derzeit hätte er nichts eingenommen, ausser täglich zwei ayurvedische Kapseln aus Indien. Bei einem vorangegangenen stationären Aufenthalt war nach abdomineller Bildgebung und Knochenmarkpunk­tion lediglich eine hyporegenerative Anämie ohne maligne hämatologische Grund­erkrankung festgestellt worden.

Blei im Haar

Beim zweiten Besuch zeigten die neuen Laborwerte eine normozytäre, normochrome Anämie mit erhöhten Lipasen-, Leber- und Ferritinwerten. Zudem war die d-Aminolävulinsäurekonzentration im Urin um ein Vielfaches erhöht und die Erythrozyten erschienen basophil getüpfelt. Die Untersuchung auf Schwermetalle ergab einen Blei­spiegel von 70 µg/dl (Normwert < 5 µg/dl). In der Haaranalyse liess sich das Metall ebenfalls nachweisen. Auf der Suche nach den Ursachen für die Vergiftung gerieten schliesslich auch die vermeintlich heilsamen Kapseln unter Verdacht. Und das zu Recht, denn in zwei Kapseln war bereits das 136-Fache der zulässigen täglichen Bleidosis enthalten.

Um den Inhalt zu sehen, müssen Sie sich einloggen oder registrieren.