Medical Tribune
7. Sept. 2021Gut abgeschnitten

Nivolumab ergänzt Chemotherapie beim resezierbaren NSCLC

PD1-Hemmer dringen beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom jetzt auch in frühere Stadien vor: In CheckMate 816 steigerte Nivolumab ergänzend zu neoadjuvanter Chemotherapie die Rate pathologischer Komplettremissionen. Das operative Vorgehen wurde dabei nicht wesentlich beeinflusst.

Unter zusätzlichem Nivolumab konnte mit 5 Prozentpunkten Differenz etwas häufiger eine Lobektomie durchgeführt werden (77 % vs. 61 %).
Foto: Science Photo Library/Marazzi, Dr. P.

Standardvorgehen beim frühen operablen nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) ist die Tumorresektion, ggf. gefolgt von einer adjuvanten Therapie. Dennoch erleiden viele Patienten einen Rückfall und entwickeln Fernmetastasen. In der Phase-III-Studie CheckMate 816 hat sich mit Nivolumab erstmals eine Immuntherapie in der Neoadjuvanz als erfolgreich erwiesen.1

Zur pCR-Rate als primärem Endpunkt waren bereits positive Ergebnisse vorgestellt worden: Sie stieg durch die zusätzliche PD1-Blockade signifikant auf 24 % und war damit erheblich höher als unter alleiniger Chemotherapie mit nur 2,2 % (p < 0,0001). Zudem verbesserte Nivolumab die pathologische Remissionstiefe: Im Prüfarm betrug das residuelle Tumorvolumen in den Stadien IB/II und III 28 % bzw. 8 %, unter der Chemotherapie allein 79 % und 70 %. Professor Dr. Jonathan Spicer vom McGill University Health Center in Montreal stellte weitere Daten der Studie zu den chirurgischen Endpunkten vor.2

Studiendesign

Die Studie umfasste 358 Patienten mit operablem NSCLC im Stadium IB (≥ 4 cm) bis IIIA ohne onkogene Treibermutationen. Randomisiert erhielten sie drei Zyklen platinhaltige Chemotherapie mit oder ohne Nivolumab. Innerhalb von sechs Wochen nach Therapieende folgte die Operation, im Anschluss ggf. eine adjuvante Chemotherapie.

Operationszeit war im Median 30 Minuten kürzer

Unter der Kombination schlossen 94 %, in der Kontrolle 85 % der Teilnehmer die jeweilige neoadjuvante Therapie ab. 83 % bzw. 75 % wurden danach operiert. Die mediane Operationszeit war im Nivolumab-Arm mit 184 Minuten kürzer als im Kontrollarm mit 217 Minuten. «Das zeigt, dass das chirurgische Vorgehen durch Nivolumab nicht erschwert wird», kommentierte Prof. Spicer. Im Stadium III musste die geplante Operation bei 17 % bzw. bei 25 % der Patienten abgesagt werden. Die mediane Zeit bis zur Resektion bei den Operierten fiel ähnlich aus mit 5,3 Wochen und 5,0 Wochen.

Die Raten an R0-, R1- und R2-Resektionen waren ebenfalls ähnlich. R0-Resektionen gelangen unter Nivolumab in 83 %, unter alleiniger Chemotherapie in 78 % der Fälle. Thorakotomien waren in beiden Armen das häufigste chirurgische Vorgehen. Im Stadium IIIA war bei den zusätzlich mit Nivolumab Behandelten häufiger ein minimalinvasiver Eingriff möglich als bei denen unter alleiniger Chemotherapie. Die Dauer des Spitalaufenthalts belief sich in beiden Armen auf zehn Tage.

Dem Referenten zufolge traten chirurgisch bedingte unerwünschte Ereignisse und postoperative Komplikationen in der Gruppe mit zusätzlicher Immuntherapie nicht häufiger auf. Die Nachbeobachtung der Studie wird fortgesetzt, um reife Daten zum ereignisfreien Überleben zu erheben. «Die Ergebnisse zur Sicherheit und zur Operation aus CheckMate 816 sprechen zusammen mit der signifikant verbesserten pCR-Rate für die zusätzliche Gabe von Nivolumab zur Chemotherapie. Die Kombination ist für Patienten mit resektablem NSCLC eine attraktive neoadjuvante Option», betonte Prof. Spicer zum Ende seines Vortrags.

  1. Forde PM et al. AACR Annual Meeting 2021; Abstract CT003
  2. Spicer J et al. A.a.O.; Abstract 85032021 ASCO Annual Meeting (virtuell)