Medical Tribune
31. Aug. 2020Nicht so harmlos, wie viele meinen

Entzugserscheinungen sind bei regelmässigem Cannabisgenuss keine Rarität

Wer kifft oder sich Cannabis in anderer Form regelmässig zu Gemüte führt, entwickelt bei Absetzen oder Dosisreduktion nicht selten Entzugssymptome. Beim medizinischen Einsatz z.B. gegen Angststörungen oder Depression, kann dadurch eine langfristige Entzugsproblematik drohen.

istock.com_Mirjana Ristic

Cannabis ist die am häufigsten konsumierte illegale Droge. Ähnlich wie bei anderen Substanzabhängigkeiten tritt ein Entzugssyndrom in der Regel um einige Tage verzögert auf, berichten Dr. Anees Bahji vom Department of Public Health Sciences der Queen’s University in Kingston und Kollegen. Die Diagnose Cannabis-Entzugssyndrom wird gestellt, wenn innerhalb von sieben Tagen nach einer Dosisreduktion Symptome in drei der folgenden Kategorien auftreten:

  • Reizbarkeit/Aggression
  • Nervosität/Ängstlichkeit
  • Schlafstörungen
  • Störungen, die Appetit oder Gewicht betreffen
  • Ruhelosigkeit
  • depressive Stimmung
  • somatische Beschwerden

Um die Häufigkeit des Entzugssyndroms zu klären, werteten die Wissenschaftler die Daten von mehr als 23 000 Konsumenten aus, die an 47 Beobachtungsstudien teilgenommen hatten. Insgesamt betrug die Prävalenz bei regelmässigem Cannabisgenuss bzw. Abhängigkeit 47 %. Je nach Studiensetting variierten die Anteile der Betroffenen von 17 % in Bevölkerungsstudien bis hin zu 54 % bzw. 87 % bei ambulant bzw. stationär betreuten Patientenkollektiven­. Der tägliche Konsum, eine Cannabis-Gebrauchsstörung sowie eine begleitende Tabak- oder weitere Substanzabhängigkeit prädisponierten dabei für das Entzugssyndrom. Alter, Geschlecht und Ethnizität spielten dagegen keine wesentliche Rolle. Gleiches galt für einen begleitenden Alkoholmissbrauch sowie psychiatrische Vorerkrankungen.

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