Medical Tribune
17. Apr. 2020Therapeutisches Zielsymptom klar definieren, Behandlungseffekt kontrollieren

Psychose trifft Demenz

Oft bleibt nichts anderes übrig, als psychotische Symptome bei alten Menschen bzw. Demenzkranken medikamentös zu behandeln. Allerdings sollte die passagere
Antipsychotikagabe nicht der einzige Therapieansatz sein.

Eine verstörte alte Frau späht durch geschlossene Jalousien.
iStock_RapidEye_1168895721

Die Evidenz für den Einsatz von Neuroleptika bei alten Menschen mit psychotischen Symptomen ist gering – die vorhandenen Medikamentenstudien wurden zumeist mit jüngeren Patienten durchgeführt, erklärte Professor Dr. Peter Schönknecht, Ärztlicher Direktor des Sächsischen Krankenhauses Arnsdorf. Als unumstritten gilt, dass die Indikation bei älteren Patienten streng gestellt werden sollte.

Zu berücksichtigen sind zum einen die allgemeinen medizinischen Risiken des höheren Lebensalters. Dazu gehören Delirgefahr, erhöhtes Orthostase- bzw. Sturzrisiko durch sedierende Antipsychotika, im Alter verlangsamte und veränderte hepatische Metabolisierung und veränderte Magen-Darm-Passage sowie Akkumulationsgefahr bei unzureichender Flüssigkeitszufuhr.
Dazu kommen die spezifischen Risiken einer neuroleptischen Behandlung:

  • Extrapyramidalmotorische Nebenwirkungen drohen häufig durch Neuroleptika der 1. Generation und Risperidon.
  • Metabolische Nebenwirkungen werden oft durch Olanzapin, Clozapin, Quetiapin und Risperidon verursacht.
  • Mit Obstipation ist häufig unter Amisulprid, Clozapin, Olanzapin, Quetiapin und Risperidon zu rechnen.
  • QT-Zeit-Verlängerung treten nicht selten unter Neuroleptika der 1. Generation und Ziprasidon auf.
  • Orthostatische Nebenwirkungen, werden bei niederpotenten Neuroleptika der 1. Generation, Clozapin, Olanzapin und Quetia­pin beobachtet.
  • Sedierung ist häufig bei Neuroleptika der 1. Generation, Clozapin, Olanzapin, Quetiapin und Risperidon.
Um den Inhalt zu sehen, müssen Sie sich einloggen oder registrieren.