Medical Tribune
20. Okt. 2014

ASS hilft beim Embolieschutz

Eine niedrig dosierte Therapie mit Acetylsalicylsäure eignet sich offenbar auch zur Prophylaxe von Thromboembolien auf längere Sicht. In einer aktuellen Studie wurde die Rezidivrate um mehr als ein Drittel reduziert.

Längst nicht alle Patienten, die wegen venöser Thromboembolien (VTE) einer dauerhaften Redizivprophylaxe bedürfen, erhalten diese auch. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund einer erhöhten Blutungsgefahr scheuen Kollegen bei einigen Patienten eine Antikoagulanzien-Behandlung auf lange Sicht.

Rezidivprophylaxe oft unzureichend

In solchen Fällen bietet sich evtl. die Einnahme niedrig dosierter ASS als Alternative an, wie eine gepoolte Analyse der Studien WARFASA und ASPIRE mit zusammen 1224 VTE-Patienten ergab.1

Im Anschluss an die antikoagulatorische Akuttherapie erhielten diese placebokontrolliert täglich 100 mg Acetylsalicylsäure. 193 der 1224 Patienten entwickelten innerhalb einer medianen Nachbeobachtungszeit von 30 Monaten ein Rezidiv.

Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen: Die Einnahme von ASS senkte die jährliche VTE-Rate von 7,5 % auf 5,1 %, was einer Reduktion des relativen Risikos um etwa ein Drittel entspricht, nach Adjustierung auf die Therapietreue nahm dieses sogar um 42 % ab.

ASS hilft bei Trombose und gegen Infarkt

Ausserdem erlitten die mit ASS behandelten Patienten seltener ischämische Gefässereignisse wie Herzinfarkt, Schlaganfall und kardiovaskulären Tod (5,7 vs. 8,7 %, HR 0,66). Gleichzeitig traten schwere Blutungen unter dem Thrombozytenhemmer nicht signifikant vermehrt auf (0,5 bzw. 0,4 % im Jahr).

Der protektive Effekt der Acetylsäure ist allerdingsvergleichsweise gering: Vitamin-K-Antagonisten, direkte Thrombininhibitoren und Faktor-Xa-Inhibitoren vermögen das Risiko für VTE-Rezidive um mehr als 80 % zu senken. ASS kommt deshalb hierzulande nur für Patienten infrage, die keine Antikoagulanzien nehmen können oder wollen.

In vielen anderen Ländern spielen aber auch Kostengründe eine Rolle. Zurzeit erhält weltweit nicht einmal die Hälfte der VTE-Patienten, die eine Langzeitantikoagulation bräuchten, diese auch. Würden1 Mio. von diesen ASS erhalten, könnte man jedes Jahr hundertausend VTE-Rezidive verhindern und Kosten sparen. Denn der Einsatz von ASS ist billiger als die Versorgung von Thrombosepatienten.

1. John Simes et al., Circulation 2014; online first