Medical Tribune
19. Apr. 2024Husten aus dem Taubennest

Pneumonie öfter als erwartet durch Psittakose

Hinter einer ambulant erworbenen Pneumonie, die sich als behandlungsresistent erweist, könnte auch eine seltenere Ursache stecken. das zeigt auch der Fall eines 53-Jährigen mit einer Psittakose.

Taube in Nest mit mikroskopischer Aufnahme Chlamydia Psittaci
milkovasa/stock.adobe.com - Science Photo Library/Lounatmaa, Dr. Kari
Zu nahe sollte man Tauben nicht kommen – ihre Sekrete können Chlamydia psittaci beherbergen.

Der Patient stellte sich mit Fieber, leichtem Husten und stechenden Bauchschmerzen in einer Hausarztpraxis vor. Das berichten Dr. Selene­ Bombaci­ vom Universitätsspital Zürich und Kollegen im Swiss Medical Forum.

Der Patient klagte zudem über Kopf- und Glieder­schmerzen; Thorax-Beschwerden und Dyspnoe verneinte aber. Der Patient war Raucher, chronischen Krankheiten oder Allergien bestanden aber nicht.

Aufgrund eines deutlich erhöhten CRP-Wertes und einer leichten Leukozytose wurde der Mann wegen einer beginnenden Sepsis einmalig mit Amoxicillin/Clavulansäure und Paracetamol behandelt und zur weiteren Therapie stationär aufgenommen.

Rasselgeräusche und Milchglastrübung der Lunge

In der Klinik zeigte der Patient einen reduzierten Allgemeinzustand. Er wies eine Temperatur von 39,5 °Celsius, Schüttelfrost und Gliederschmerzen auf, die Herz-Kreislauf-Parameter waren jedoch stabil.

Neben abdominellen Schmerzen ergaben sich mit beidseitig basalen Rasselgeräuschen nun auch pulmonal auffällige Befunde. Die Nasennebenhöhlen des Mannes waren klopfschmerzhaft. Eine Computertomografie des Abdomens zeigte keine Auffälligkeiten, jedoch beidseitig Konsolidierungen mit Milchglastrübung in den Lungen.

Unter der Diagnose einer Pneumonie ging es nun darum, den auslösenden Erreger zu finden. Der Abstrich auf SARS-CoV-2 sowie Tests auf andere respiratorische Viren waren negativ. Es konnten zudem keine Antigene von Legionellen und Pneumokokken im Urin nachgewiesen werden, und die Blutkulturen zeigten kein Wachstum.

Aufgrund des Verdachts auf eine ambulant erworbene Pneumonie mit Sinusitis wurde der Patient empirisch mit Ceftriaxon und Clarithromycin behandelt, jedoch mit geringem klinischem und laborchemischem Erfolg. Zur weiteren Abklärung erfolgte daher eine Bronchoskopie. Die Lymphknoten-Biopsien zeigten eine leichte Entzündung, aber es wurden keine Anzeichen für ein Malignom, eine Dysplasie oder Granulome gefunden.

Öfter an Psittakose denken!

Chlamydia psittaci wird von infizierten Vögeln, darunter Tauben, Spatzen, Hühner, Enten, Möwen, Papageien und Kanarienvögeln, seltener von infizierten Pferden und Nutztieren, auf den Menschen übertragen.

Eine Infektion von Mensch zu Mensch ist eine Rarität. Der Erreger kann neben der Lunge vor allem auch Leber, Milz, Meningen und das zentrale Nervensystem befallen und führt innerhalb von 5 bis 14 Tagen nach der Infektion zu Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Husten und Atemnot.

Die Symptome können unterschiedlich schwer sein, es sind auch tödliche Verläufe beschrieben. Schätzungen zufolge beruhen etwa ein Prozent der ambulant erworbenen Pneumonien auf einer Infektion mit Chlamydia psittaci, wahrscheinlich ist die Psittakose aber häufiger. Auch deshalb sollte nach initial schlechtem Ansprechen einer Pneumonie auf Antibiotika die genauere Erregersuche möglichst auch eine PCR einschliessen.

Antibiotische Therapie mit einem Tetrazyklin

Bei genauerer Befragung gab der Patient an, dass er fünf Tage vor der stationären Aufnahme ein Taubennest am Haus entfernt hatte, ohne dabei eine Gesichtsmaske oder Handschuhe zu tragen. Daraufhin wurde ein Rachenabstrich und Material aus der bronchoalveolären Lavage auf Chlamydia psittaci mittels PCR getestet. Das Ergebnis war positiv – der Mann litt an einer Psittakose.

Der von ihm angegebene Zeitpunkt der Säuberung passte zur drei- bis fünftägigen Inkubationszeit einer Psittakose (s. Kasten), obwohl die Exposition gegenüber Federstaub, Kot, Urin und anderen Sekreten der Tauben wahrscheinlich schon länger bestanden hatte.

Die empfohlene Therapie besteht aus der Einnahme eines Tetrazyklins über 10 bis 14 Tage. In diesem Fall waren fünf Tage Doxycyclin ausreichend. Zwei Wochen später konnte eine vollständige Remission klinisch, laborchemisch und radiologisch festgestellt werden.

Nester sicher entfernen

Um Infektionen zu vermeiden, sollten Vogelnester nur unter Sicherheitsvorkehrungen entfernt werden:

  • Atemschutzmaske und robuste Einweghandschuhe tragen
  • Kot vor der Entfernung mit Desinfektionsmittel besprühen
  • Balkon/Fassade nach der Nestentfernung mit Essigwasser reinigen

Alternativ kann man sich zur Entfernung von Vogelnestern an einen professionellen Schädlingsbekämpfer wenden.