Komorbiditäten sind keine Ausrede, um auf das Training für das Knie zu verzichten
Bewegung und Physiotherapie sind eine tragende Säule in der Behandlung der Gonarthrose. Kardiovaskuläre und metabolische Begleiterkrankungen machen Patienten und Therapeuten aber häufig übervorsichtig. Sie verringern die Belastungsintensität so stark, dass der Trainingseffekt gegen Null tendiert.
Kniefunktion besserte sich um 33 %
Leitlinien geben für die Patienten bisher keine Empfehlungen zu körperlichen Übungen. Eine randomisierte, kontrollierte Studie legte nun einen Evidenzgrundstein für den Nutzen einer individuell angepassten Physiotherapie.
Einbezogen wurden 126 Patienten mit Kniegelenkarthrose. Alle litten an mindestens einer der folgenden Begleiterkrankungen: KHK, Herzinsuffizienz, Typ-2-Diabetes, COPD und Adipositas. Die Interventionsgruppe absolvierte unter Anleitung zweimal wöchentlich ein individuelles, komorbiditätsadaptiertes Gonarthrose-Trainingsprogramm. Es enthielt neben dem aeroben Training auch kraftaufbauende Einheiten. Ausserdem übten die Teilnehmer Alltagstätigkeiten im Knieschonmodus. Falls notwendig, absolvierten sie auch Flexibilitäts- und Stabilitätsübungen. Die Kontrollprobanden wurden herkömmlich versorgt.
Nach drei Monaten zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen den beiden Gruppen in der Gelenkfunktion. Ermittelt wurde diese anhand der entsprechenden Subskala des WOMAC-Scores. Darin schnitt die Interventionsgruppe um 33 % besser ab als die Kontrollpatienten. Auch im Sechs-Minuten-Gehtest, einem weiteren primären Studienziel, war die Turngruppe um durchschnittlich 15 % besser als das herkömmlich behandelte Kollektiv.
de Rooij M et al. Arthritis Care & Res 2017; 69: 807–816.