Medical Tribune
27. Sept. 2013

Leben Patienten mit Wirbelfraktur länger nach Kyphoplastie?

Bei der spinalen Augmentation versucht man osteoporotische Wirbelkörperfrakturen mithilfe von Zementinjektionen zu stabilisieren. Zur Verfügung stehen zwei Techniken: Kypho- und Vertebroplastie. Allerdings wird noch kontrovers diskutiert, ob die Patienten von der Stabilisierung profitieren. Mehrere meist firmengesponserte Studien kamen zu dem Ergebnis, dass Kypho- bzw. Vertebroplastie Vorteile bezüglich der Symptomatik und teils auch der Mortalität bringen.

Studie prüft Kyphoplastie und Vertebroplastie bei mehr als 10 000 Patienten

Eine aktuelle retrospektive Studie an der University of Washington verglich nun das Outcome von mehr als 10 000 operierten Wirbelfrakturpatienten nach einem Monat und nach einem Jahr mit dem von mehr als 115 000 konservativ behandelten Kontrollen. Es zeigte sich, dass die Einjahresmortalität nach Augmentation mit 5,2 % vs. 6,7 % niedriger lag als ohne Eingriff, so das Team um Dr. Brendan J. McCullough von der Universität von Washington, Seattle.

Die Forscher gaben sich mit diesem Ergebnis aber nicht zufrieden. Mit dem sog. Propensity Matching analysierten sie die Beobachtungsdaten auf Baseline-Unterschiede zwischen den Patienten mit und ohne Stabilisierung der Wirbelkörper. So fanden sie heraus, dass die Operationskandidaten schon vor dem Eingriff (in den 30 Tagen nach der Fraktur) weniger schwere Komplikationen erlitt als die “konservative” Gruppe.

Rechnete man diesen Selektionsbias mittels des Score Matching her­aus, fand sich dann auch innerhalb eines Jahres kein Unterschied mehr bei den Komplikationsraten oder der Mortalität. Andererseits verursachten die Operierten höhere Kosten, z.B. durch längere und häufigere Krankenhausaufenthalte und vermehrten Pflegeaufwand.

Damit scheinen bislang unerkannte Unterschiede zwischen konservativ und operativ zu Behandelnden für das Ergebnis mitverantwortlich zu sein und nicht nur der Eingriff selbst, urteilt Dr. Douglas C. Bauer von der Universität von San Francisco in seinem Kommentar.

Bendan J. McCullogh et al., 
JAMA Intern Med 2013, online first;  Douglas C. Bauer, a.a.O.