Medical Tribune
29. Okt. 2023Achse des Vergessens

PPI: Assoziation mit Demenz?

Die chronische Einnahme von Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) ist mit mehreren Gesundheitsrisiken verbunden. Wer längerfristig Sodbrennen und Magenschmerzen mit Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) bekämpft, hat später möglicherweise ausserdem ein erhöhtes Risiko, eine Demenz zu entwickeln. Das unterstreicht eine neue Studie.

Patienten mit chronischem PPI-Gebrauch hatten ein etwas erhöhtes Demenzrisiko.
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PPI zählen zur Erstlinien-Therapie bei gastroösophagealen Erkrankungen und sind als OTC-Präparate erhältlich. Ein Langzeitgebrauch ist zwar in der Regel nicht vorgesehen, dennoch kann man davon ausgehen, dass Viele die Substanzen kontinuierlich einnehmen.

Der chronische Einsatz wird des Weiteren mit Schlaganfall, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und chronischen Nierenerkrankungen in Verbindung gebracht. Die Ergebnisse zur Demenz waren bisher widersprüchlich.

Nun liefert eine US-amerikanische Studie weitere Belege für eine Assoziation mit Demenz.

Zusammenhang – aber nicht signifikant

5.712 Personen im Alter von 45 Jahren aufwärts (im Mittel 75 Jahre) nahmen an der Studie teil. Zu Studienbeginn war niemand an Demenz erkrankt. Etwa jeder Vierte nahm PPI ein.

Es wurde unterschieden, ob und wie lange jeder die Medikamente bekommen hatte:

  • keine Einnahme
  • ≤ 2,8 Jahre
  • 2,8–4,4 Jahre
  • > 4,4 Jahre

Das mittlere Follow-up betrug 5,5 Jahre. 585 Menschen aus der Kohorte entwickelten eine Demenz. Für die Gruppe ohne PPI-Exposition entsprach dies umgerechnet 19 Fällen pro 1.000 Personenjahre. In der Subgruppe der Teilnehmer, die länger als 4,4 Jahre PPI einnahmen, stieg der Wert auf 24 Fälle / 1000 Personenjahre. Allerdings waren die Zusammenhänge nicht signifikant.

PPI-Einnahmedauer von unter 4,4 Jahren ohne Einfluss

In ihrem Resümée sprechen die Autoren von einem moderat erhöhten Risiko bei Personen mit chronischem Langzeitgebrauch von PPI im mittleren bis hohen Lebensalter.

Patienten, die PPI über mehr als 4,4 Jahre eingenommen haben, hätten damit ein um 33 Prozent höheres Risiko, an Demenz zu erkranken als Menschen, die den Substanzen fern geblieben sind, so das Fazit der Autoren. Lag die Einnahmedauer bei weniger als 4,4 Jahren, zeigte sich keinerlei Einfluss auf das Demenz-Risiko.

Ist der Zusammenhang zwischen PPI und Demenz biologisch plausibel?

Für den zugrundeliegende Mechanismus zwischen PPIs und Demenz gibt es zwei plausible Erklärungen: Ein möglicherweise durch die Substanzen ausgelöster chronischer Vitamin B12-Mangel und ein gestörter Amyloid-Stoffwechsel.

PPIs modifizieren zudem möglicherweise das Enzym γ-Sekretase, das ein Vorläuferprotein von β-Amyloid spaltet. Dies trägt zur Entwicklung der Alzheimer-Krankheit bei, indem die β-Amyloid-Plaques im Gehirn zunehmen.