Medical Tribune
9. Sept. 2024Hämatochezie und abdominelle Schmerzen sind häufige Anzeichen von frühem Darmkrebs

Kolorektales Karzinom? Diese Beschwerden sollten hellhörig machen

Abseits von Screenings müssen jüngere Menschen und ihre Ärzte Symptome eines frühen kolorektalen Karzinoms erkennen. Welche sind die häufigsten Warnzeichen und wie viel Zeit vergeht zwischen Auftreten und Diagnose?

Viele junge Patienten haben vor der Diagnose eines kolorektalen Karzinoms charakteristische Symptome.
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Viele junge Patienten haben vor der Diagnose eines kolorektalen Karzinoms charakteristische Symptome.

Während kolorektale Karzinome bei älteren Menschen seltener werden, steigt die Inzidenz bei unter 50-Jährigen weltweit alarmierend.

Diese frühen Tumoren (early onset CRC, EOCRC) werden jedoch oft spät erkannt, schreiben Forschende von der University of California, San Diego (1).

Weniger invasive Diagnostik oder Vernachlässigung von Warnzeichen?

Ein Grund dafür könnte sein, dass Diagnosealgorithmen für Jüngere weniger invasive und konservative Massnahmen wie abwartendes Beobachten bevorzugen. Das führt dazu, dass in dieser Gruppe der Anteil fortgeschrittener Tumoren höher ist als bei Älteren.

Zudem haben Patienten und möglicherweise auch Ärzte Warnzeichen nicht im Blick oder unterschätzen sie, was eine zeitnahe Abklärung und Intervention verzögern könnte. Welche Anzeichen dies sind, wie häufig sie auftreten und wie viel Zeit zwischen Auftreten und Diagnose vergeht, untersuchten die Wissenschaftler in einem neuen systematischen Review und einer Metaanalyse.

CRC-Zeichen Hämatochezie, Bauchschmerzen, geändertes Stuhlverhalten

Das Team wertete 81 Publikationen aus, darunter 76 Querschnitts- und vier Fall-Kontroll-Studien sowie eine Kohortenstudie mit insgesamt mehr als 24,9 Millionen Menschen unter 50 Jahren. Fast jede zweite Person mit EOCRC berichtete über Hämatochezie (gepoolte Prävalenz 45 %; 95%-KI 40–50). Etwa 40 Prozent hatte abdominelle Schmerzen (95%-KI 35–45).

Diese beiden Symptome waren in fünf Studien zudem mit einem deutlich erhöhten Risiko für EOCRC assoziiert: Hämatochezie mindestens fünffach (geschätzte Spanne für OR 5,1–54,0), Abdominalschmerzen je nach Studie bis zu sechsfachem Risiko. Für Anämie, die bei elf Prozent der Patienten vorlag, war das Risiko etwa zwei- bis zehnfach erhöht (geschätzte Spanne für OR 2,1–10,8).

Gut ein Viertel der Teilnehmer berichtete über verändertes Stuhlverhalten wie Obstipation, Diarrhö oder beides im Wechsel (27 %; 95%-KI 22–33). Einen Gewichtsverlust äusserten 17 Prozent der Betroffenen, Appetitverlust 15 Prozent. Letzteres Symptom trat am vierthäufigsten in Untersuchungen ausserhalb der USA auf.

Verzögerungen von über einem Jahr dokumentiert

In 34 Studien war auch die Zeit zwischen Symptomauftreten und der Diagnose kolorektales Karzinom ein Thema. Werte zwischen 4,1 (Median) und 6,4 Monaten (Mittel) wurden dabei häufig dokumentiert. Es gab aber auch Verzögerungen von bis zu 13,7 Monaten. Die Forschenden konnten jedoch aufgrund fehlender Daten nicht beurteilen, ob sich dies auf den Krankheitsverlauf auswirkte.

Dennoch unterstützen diese Befunde laut den Autoren die Empfehlung, ein EOCRC schon in der ersten Differenzialdiagnose bei Personen mit potenziellen Warnzeichen in Betracht zu ziehen. Zudem sollten sowohl Ärzte als auch Patienten für unspezifische Beschwerden wie Bauchschmerzen und Verdauungsstörungen sensibilisiert sein und sie nicht unterschätzen.

Die Forscher betonen, dass Ärzte jedes neue Symptom umfassend bewerten sollten. Benigne Ursachen sollten sich entweder diagnostisch bestätigen lassen oder mit dem ersten Therapieversuch verschwinden.

Sie empfehlen weiterhin eine Folgeuntersuchung nach 30–60 Tagen, um gegebenenfalls Massnahmen wie eine Koloskopie einzuleiten.