Medical Tribune
7. Juli 2024Vorbeugung nicht nur für Zervixkarzinome

HPV-Impfung reduziert Kopf- und Halskrebs bei Mann und Frau

Dass die Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV) das Risiko für Zervixkarzinome reduziert, konnten bisher mehrere Studien belegen. Weniger Daten gibt es bisher zur Frage, ob dies auch für andere HPV-assoziierte Krebsarten gilt. Eine vor Kurzem am amerikanischen Onkologie-Kongress ASCO vorgestellte Studie (1) liefert neue Erkenntnisse dazu.

Die HPV-Impfung beugt der Entstehung von HPV-induzierbaren Krebsarten vor.
Science Photo Library / Kwangshin Kim
HPV sind für die Entstehung verschiedener Krebsarten verantwortlich.

Die retrospektive Analyse umfasst Daten von über 1,7 Millionen Patienten aus der US-amerikanischen TriNetX-Datenbank und untersuchte die Wirkung der HPV-Impfung auf die Inzidenz von HPV-assoziierten Krebsarten in unterschiedlichen Körperregionen:

  • Kopf und Hals,
  • Zervix,
  • Anus,
  • Analkanal,
  • Penis,
  • Vulva und
  • Vagina.

Patientinnen ohne vorangegangene zervikale Dysplasien im PAP-Abstrich wurden auf atypische zervikale Dysplasien untersucht. Eingeschlossen waren gegen HPV geimpfte und ungeimpfte Personen im Alter von 9 bis 39 Jahren.

HPV-Impfung in der Schweiz (2)

In der Schweiz empfiehlt das BAG seit Kurzem allen Kindern und Jugendlichen zwischen 11 und 14 Jahren unabhängig vom Geschlecht eine HPV-Impfung als Basisimpfung und nicht mehr für Mädchen als Basis- und für Jungen als Ergänzungsimpfung.

Gemäss dem kantonalen Durchimpfungsmonitoring lag die Durchimpfung für die gesamte Schweiz mit zwei Impfdosen im Jahr 2021 bei Mädchen bei 71 Prozent, bei Jungen bei 49 Prozent.

Dabei zeigte sich bei den 760.540 geimpften Männern eine Reduktion der HPV-assoziierten Krebsarten von 54 Prozent (Odds Ratio, OR, 0,46; p = 0,001) verglichen mit ungeimpften Männern.

Besonders bemerkenswert war die Senkung der Kopf- und Halskrebsrate um 56 Prozent (OR 0,44; p < 0,001). Insgesamt traten doppelt so viele HPV-assoziierte Krebserkrankungen bei ungeimpften Männern auf (57 gegenüber 26 Fällen).

Weniger invasive Eingriffe notwendig

Bei den 945 999 Frauen verringerte sich die Rate aller HPV-assoziierten Krebsarten um 27 Prozent (OR 0,73; p < 0,05). Insbesondere beobachteten die Forscher einen Rückgang der Zervixkarzinomrate um 29 Prozent (OR 0,71; p = 0,027) und der präkanzerösen Läsionen des Gebärmutterhalses um 50–60 Prozent. Die Kopf- und Halskrebsrate bei Frauen sank um 33 Prozent, erreichte jedoch keine statistische Signifikanz.

Auch hinsichtlich Vulva- und Vaginalkarzinomen gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen Geimpften und Ungeimpften.

Die Studie untersuchte ebenfalls den Einfluss der HPV-Impfung auf die Notwendigkeit einer chirurgischen Behandlung von Krebsläsionen bzw. entsprechenden Vorstufen. Dabei zeigte sich, dass Frauen ohne vorangegangene Diagnose oder abnormalem PAP-Abstrich mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit präkanzeröse Dysplasien an der Zervix entwickelten, die invasive Massnahmen notwendig machten. Die Daten zu Anal­- und Peniskrebs waren nicht ausreichend für eine Auswertung.

Die Ergebnisse dieser retrospektiven Analyse deuten darauf hin, dass die HPV-Impfung die Rate von assoziierten Krebserkrankungen bzw. präkanzerösen Dysplasien sowohl bei Männern als auch bei Frauen signifikant reduzieren kann und es notwendig ist, die HPV-Impfquote zu erhöhen