Medical Tribune
1. Dez. 2023Wiederholter ctDNA-Check kann Vorgehen nach OP beeinflussen

Kolonkarzinom: Liquid Biopsy entscheidet über Strategie

Die Ergebnisse einer postoperativen Liquid Biopsy zur Detektion von ctDNA könnten dazu verwendet werden, die Therapie des Kolonkarzinoms je nach Befund entweder zu eskalieren oder zu deeskalieren.

Beim Darmkrebs kann eine postoperative Liquid Biopsy die Therapiestrategie verbessern.
Science Photo Library/ Marazzi, Dr. P.
Darmkrebs entwickelt eine von 19 Frauen und einer von 15 Männern im Laufe des Lebens.

Die Flüssigbiopsie (liquid biopsy) wird bereits seit einiger Zeit als minimalinvasive Methode zur Überwachung des Tumorwachstums und des Therapieansprechens beim kolorektalen Karzinom (CRC) untersucht.

Therapieintensivierung oder -deeskalation?

Die Daten der PEGASUS-Studie deuten nun darauf hin, dass das Ergebnis der Untersuchung auf im Blut vorhandene ctDNA nach der Operation dazu geeignet sein könnte, die adjuvante Therapie des Kolonkarzinoms (Stadium III und Stadium II mit hohem Risiko) entweder zu intensivieren oder zu reduzieren. Das Ziel besteht darin, mehr Patienten zu heilen und gleichzeitig denjenigen mit einer günstigen Prognose unnötige Behandlungen zu ersparen.

Die Liquid Biopsy wurde zwei bis vier Wochen nach der Darmkrebsresektion durchgeführt, wie Dr. Sara Lonardi vom Istituto Oncologico Veneto IRCCS in Padua berichtete. Wenn die postoperative ctDNA-Analyse positiv ausfiel, erhielten die Patienten drei Monate lang Capecitabin plus Oxaliplatin (CAPOX), während bei negativem ctDNA-Nachweis sechs Monate lang Capecitabin allein verabreicht wurden. In beiden Gruppen führten die Forscher anschliessend erneut eine Liquid Biopsy durch, um die Therapie basierend auf einer minimalen Resterkrankung im Blut weiter zu differenzieren:

  • Personen, die sowohl postoperativ als auch nach drei Monaten CAPOX ctDNA-positiv waren, erhielten postadjuvant weitere sechs Monate lang FOLFIRI.
  • Diejenigen, bei denen die ctDNA postoperativ positiv war, aber nach CAPOX negativ wurde, erhielten weitere drei Zyklen Capecitabin.
  • Teilnehmer, bei denen die ctDNA postoperativ negativ war und auch nach sechs Monaten Capecitabin weiterhin negativ blieb, erhielten keine weitere postadjuvante Therapie und wurden nur weiterhin überwacht.
  • Patienten, bei denen die ctDNA postoperativ negativ war, aber postadjuvant positiv wurde, erhielten anschliessend sechs Monate lang CAPOX.

Bessere Prognose mittels Liquid Biopsy als anhand des klinischen Stadiums

In allen Gruppen wurden weitere Liquid Biopsies während der postadjuvanten Therapie durchgeführt. Das Hauptziel der Studie bestand darin, nachzuweisen, dass dieses Vorgehen sensibel genug für die klinische Routine ist. Der primäre Endpunkt war daher die Anzahl der falsch-negativen Fälle. Die Annahme war, dass Patienten mit mindestens zwei aufeinanderfolgenden negativen ctDNA-Ergebnissen nach der Operation nach zwei Jahren noch kein Rezidiv hatten.

Die Per-Protocol-Population umfasste 135 Personen, darunter 14 mit einem hohen Risiko im Stadium II. Bei 26 % aller Erkrankten wurde postoperativ ctDNA nachgewiesen. Der Anteil war im Stadium III mit niedrigem Risiko geringer (21 %) als im Stadium III mit hohem Risiko (24 %) und im Stadium II mit hohem Risiko (57 %).

Bei einem negativen ctDNA-Befund nach der Operation betrug die Rezidivrate nach knapp zwei Jahren 10 %. Wenn postoperativ ctDNA nachgewiesen wurde, stieg die Rate auf 34 %. Der ctDNA-Status differenzierte dabei deutlich besser in Bezug auf die Zeit bis zum Rezidiv als das klinische Stadium.

Teilweise negativer Befund trotz klinischen Rezidivs

Bei fünf von 100 Teilnehmern, bei denen zweimal hintereinander ein negativer ctDNA-Test durchgeführt wurde, wurde in den Liquid Biopsies vorübergehend ctDNA nachgewiesen, aber bei der Folgeuntersuchung nicht bestätigt. Eine Person hatte zweimal hintereinander einen positiven Befund und erhielt daraufhin eine CAPOX-Therapie. Von den zehn Rezidiven bei den ctDNA-negativen Patienten handelte es sich in zwei Fällen um ein Lokalrezidiv und in acht Fällen um eine Fernmetastasierung in Leber (n = 2), Peritoneum (n = 2) und Lunge (n = 4).

Sieben der zehn Betroffenen hatten zum Zeitpunkt des klinisch feststellbaren Rezidivs einen negativen ctDNA-Befund. In der Gruppe, die von Anfang an ctDNA-positiv war, wurde bei 14 von 35 Erkrankten nach der Therapie mit CAPOX oder FOLFIRI eine Serokonversion erreicht. In einem Zeitraum von durchschnittlich 24,2 Monaten traten in dieser Gruppe zwölf Rezidive auf.

Limitationen der Liquid Biopsy

In beiden Kohorten, sowohl bei den ctDNA-negativen als auch bei den ctDNA-positiven Patienten, zeigte sich, dass die Detektion in der Lunge, im Peritoneum und bei einigen Lokalrezidiven weniger genau ist – eine der beobachteten Limitationen der ctDNA-Strategien beim CRC.