Medical Tribune
27. Mai 2019Rauchen und Wein

Eine Flasche Wein = fünf Zigaretten

Dass Rauchen Krebs fördert, ist in der Bevölkerung bekannt. Dass auch Alkohol das Krebsrisiko steigert, machen sich dagegen nur wenige bewusst. Zumindest in Bezug auf das Lebenszeitrisiko sollen eine Flasche Wein pro Woche und fünf Zigaretten mehr oder weniger auf das Gleiche hinauslaufen.

Jedenfalls bei männlichen Nichtrauchern, wie Dr. Theresa J. Hydes von der Universitätsklinik Southampton zusammen mit Kollegen errechnet hat.

Frauen müssten zehn Zigaretten rauchen, um auf das Lebenszeitrisiko von 1,4 % zu kommen, das für sie mit einer wöchentlichen Flasche Wein verbunden ist – bei Männern liegt es bei 1 %. Verantwortlich für den Geschlechterunterschied ist das durch Alkohol verstärkte Auftreten von Mammakarzinomen. Auch für den etwas mehr als moderaten Genuss von knapp einer halben Flasche am Tag haben die Wissenschaftler das Risiko berechnet: Es liegt bei 1,9 % für Männer und 3,6 % für Frauen, das entspricht rund 8 bzw. 23 Zigaretten pro Woche.

Ergebnis nicht direkt auf Einzelpersonen übertragbar

Um zu diesen Werten zu gelangen, haben sich Dr. Hydes und ihr Team der Krebsrisiko-Daten des staatlichen Statistik-Amtes in Grossbritannien bedient. Zunächst rechneten sie den Nikotinkonsum, der oft mit Alkohol einhergeht, heraus, um dann wiederum die Zunahme des relativen Risikos bei Alkoholkonsum gegenüber kompletten Abstinenzlern in Zigaretten-Äquivalente zu übertragen.

Die Daten seien ohne vergleichbare Metaanalysen nur bedingt zuverlässig und das Ergebnis als populationsbasiertes Risiko nicht direkt auf Einzelpersonen übertragbar, räumen die Autoren ein. Allerdings glauben sie, dass ihre Schätzung das Krebsrisiko durch geringe Alkoholmengen eher unter- als überschätzt.

Ausserdem solle das Zigaretten-Äquivalent keinesfalls Rauchen und moderaten Alkoholkonsum gleichsetzen. Es bildet nur das isolierte Krebsrisiko ab, ohne andere Gesundheitsrisiken zu berücksichtigen, betonen die Wissenschaftler. Vielmehr ist es ein nützliches Instrument, um Risiken zu kommunizieren, denn über das Rauchen sind die Menschen viel ausführlicher aufgeklärt. So könnte es dem ein oder anderen helfen, «besser informierte Entscheidungen über seinen Lebensstil zu treffen», wird Dr. Hydes in der begleitenden Pressemitteilung zitiert.

Hydes TJ et al. BMC Public Health 2019; 19: 316.