Medical Tribune
9. Mai 2017Studien bei gastrointestinalen Tumoren

Immuntherapie bei GI-Tumoren aktiv

Während die Checkpoint-Inhibitoren bei einigen soliden und hämatologischen Entitäten bereits Therapiestandards sind, waren die Studien bei gastrointestinalen Tumoren weniger erfolgreich. Nun wurden am 2017 Gastrointestinal Cancers Symposium (ASCO-GI) Ergebnisse zur PD-1-Inhibition bei Magen-, Pankreas- und Leberkarzinom vorgestellt.

Bei intensiv vorbehandelten Patienten mit fortgeschrittenem Karzinom des Magens und des gastroösophagealen Übergangs wurde in der multizentrischen, doppelblinden Phase-III-Studie ONO 12 Nivolumab (3 mg/kg, q2w) gegen Placebo verglichen (Abstract #2). Eingeschlossen waren 493 Patienten mit gegenüber mindestens zwei Chemotherapien refraktären Tumoren.

Die Patienten waren im Median 61–62 Jahre alt und wurden in Japan, Korea und Taiwan rekrutiert. Mehr als 80 % der Patienten hatten ein Magenkarzinom und etwa 74 % hatten Metastasen in zwei oder mehr Organen. Der primäre Endpunkt war das Gesamtüberleben (OS).

Überlebensverlängerung beim Magenkarzinom

Im Median betrug das Gesamtüberleben unter Nivolumab 5,32 Monate im Vergleich zu 4,14 Monaten unter Placebo (HR 0,63; p < 0,0001; s. Abb.). Nach einem Jahr lebten 26,6 % der Patienten im Verum- versus 10,9 % der Patienten im Placebo-Arm. Der Überlebensvorteil wurde in allen untersuchten Subgruppen beobachtet. Auch das progressionsfreie Überleben war signifikant unter Nivolumab mit 1,61 Monaten si­gnifikant länger als mit 1,45 Monaten unter Placebo (HR 0,60; p < 0,0001). Nach einem Jahr waren 7,6 % vs. 1,5 % der Patienten in den beiden Studienarmen ohne Progress.

Ein Ansprechen wurde bei 11,2 % der Patienten unter Nivolumab und bei keinem Patienten im Placebo-Arm beobachtet. Bei 29,1 % vs. 25,2 % der Patienten stabilisierte sich zudem die Erkrankung. Eine Tumorreduktion gleich welchen Ausmasses wurde bei 37,3 % der Patienten unter Nivolumab und 12,4 % im Placebo-Arm festgestellt.

«Die Therapie wurde gut vertragen und könnte daher eine Option für Patienten mit mehreren vorangegangenen Therapielinien sein», bemerkte Professor Dr. Yoon-Koo Kang, Asan Medical Center, Seoul. Zudem solle Nivolumab in früheren Therapielinien beim Magenkarzinom sowie bei Karzinomen des gastroösophagealen Übergangs untersucht werden.

Immuntherapie beim Pankreaskarzinom

In einer Phase-I-Studie wurde die Kombination von Nivolumab und nab-Paclitaxel (± Gemcitabin) bei verschiedenen soliden Tumoren geprüft, darunter auch beim fortgeschrittenen Pankreaskarzinom. In den Pankreaskarzinom-Armen wurden sechs Patienten mit vorangegangener Chemotherapie sowie sechs therapienaive Patienten auf eventuelle dosislimitierende Faktoren untersucht. Bei nachgewiesener Sicherheit sollten weitere Patienten eingeschlossen werden.

Am ASCO-GI präsentierte Dr. Zev A. Wainberg, UCLA Cancer Center, Santa Monica, Interimsdaten von elf vorbehandelten und sechs therapienaiven Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Pankreaskarzinom (Abstract #412).

Die Patienten erhielten im Zweitliniensetting an den Tagen 1, 8 und 15 125 mg/m2 nab-Paclitaxel (q4w) plus 3 mg/kg Nivolumab an den Tagen 1 und 15. In der Erstlinie erhielten die Patienten zusätzlich 1000 mg/m2 Gemcitabin an den Tagen 1, 8 und 15.

An dosislimitierenden Nebenwirkungen wurde eine Grad-3-Hepatitis beobachtet, die Gemcitabin zugewiesen wurde. Grad-3/4-Pneumonitiden traten nicht auf. Die Wirksamkeit in der Interimsauswertung war vielversprechend: Eine Krankheitskontrolle konnte bei sechs von neun auswertbaren vorbehandelten Patienten und bei allen sechs therapienaiven Patienten erreicht werden.

Dauerhaftes Ansprechen beim Leberzellkarzinom

In der CheckMate-040-Studie wurde Nivolumab in der Zweitlinie bei Sorafenib-vorbehandelten und in der Erstlinie bei Sorafenib-naiven Leberzellkarzinom-Patienten untersucht (Abstract #226). Insgesamt wurden 214 Patienten mit hepatozellulärem Karzinom in einem Dosis-Eskalations- und einem Erweiterungsarm eingeschlossen.

Unter Nivolumab zeigte sich ein frühes und dauerhaftes Ansprechen, das unabhängig vom HCV- und HBV-Infektionsstatus und unabhängig von der PD-L1-Expression war. 18,6 % der 145 Patienten im Erweiterungsarm sprachen an und 70 % dieser Patienten waren zur Zeit der Auswertung noch ohne Progress.

Sowohl bei Leberkarzinom-Patienten mit als auch ohne Sorafenib-Vorbehandlung wurden Ansprechen und Langzeitüberleben beobachtet. In der laufenden Phase-III-Studie CheckMate 459 (NCT02576509) wird nun Nivolumab bei therapie­naiven Patienten mit Leberzellkarzinom untersucht.