Medical Tribune
24. Aug. 2012Chronischer myeloischer Leukämie (CML)

CML: Nilotinib verdoppelt die MMR-Rate

In der randomisierten Phase-III-Studie ENESTnd führte Nilotinib als Erstlinientherapie bei 73 % der Patienten mit chronischer myeloischer Leukämie (CML) in der chronischen Phase signifikant schneller zu einem tiefen guten molekularen Ansprechen (MMR; BCR-ABLIS ≤ 0,1 %), 32 % der Patienten erzielten eine MR4,5 (BCR-ABLIS ≤ 0,0032 %) verglichen mit Imatinib, berichtet Prof. Lipton vom Princess Margret Hospitel Toronto, Ontario, Kanada.

In der Studie ENESTcmr (#6505) konnte bei doppelt so vielen Patienten nach einem Wechsel von Imatinib auf Nilotinib keine messbare Resterkrankung (BCR-ABL-Transkripte) innerhalb eines Jahres festgestellt werden gegenüber Patienten, die mit Imatinib weiterbehandelt wurden.

Das erste Follow-up nach zwölf Monaten

An der Studie nahmen 207 CML-Patienten teil, bei denen nach zweijähriger Therapie mit Imatinib 400 oder 600 mg zwar ein komplettes zytogenetisches Ansprechen festgestellt werden konnte, die Patienten waren aber weiterhin BCR-ABL-positiv.  Die Hälfte der Patienten wurde mit Imatinib weiterbehandelt, die andere Hälfte auf Nilotinib 400 mg täglich umgestellt.

Der primäre Endpunkt der Studie war eine bestätigte komplette molekulare Response (keine nachweisbaren BCR-ABL-Transkripte in der quantitativen real-time PCR, Reduktion der BCR-ABL-Transkripte um 4,5-Logstufen) in zwei aufeinanderfolgenden Messungen innerhalb von zwölf Monaten, erläutert der Experte.

Kein Patient hat eine bestätigte CMR verloren

Nach zwölf Monaten konnte bei 23,1 % der mit Nilotinib behandelten Patienten eine tiefe molekulare Response (MR4,5) nachgewiesen werden, aber nur bei 10,7 % der Patienten im Imatinib-Arm. Darüber hinaus erreichten von den auswertbaren Patienten, die noch unter Behandlung sind, 14,9 % im Nilotinib-Arm den primären Endpunkt: eine bestätigte komplette molekulare Response – keine nachweisbaren BCR-ABL-Transkripte in der quantitativen real-time PCR – versus 6,1 % der Patienten im Imatinib-Arm,  berichtet Prof. Lipton.

Nach zwölf Monaten wurde bei 75 % der Patienten im Nilotinib-Arm ein gutes molekulares Ansprechen dokumentiert verglichen mit nur 36 % der Patienten in der Imatinib-Gruppe. In beiden Studienarmen hat je ein Patient das gute molekulare Ansprechen wieder verloren. "Aber kein Patient hat eine bestätigte CMR verloren", betont Prof. Lipton.

Mit Nilotinib werden noch 84 % der Patienten, mit Imatinib noch 96 % der Patienten behandelt. Neue Nebenwirkungen wurden laut Prof. Lipton in beiden Studienarmen nicht beobachtet.

Fazit des Experten: Nilotinib verbesserte das molekulare Ansprechen

Bei den Patienten, die weiterhin mit Imatinib behandelt wurden, fand sich keine Verbesserung beim molekularen Ansprechen, bei jenen Patienten, die auf Nilotinib wechselten, zeigte sich eine Reduktion der BCR-ABL-Transkripte um median 0,5-Logstufen. Patienten, die unter Imatinib weiterhin BCR-ABL-positiv waren, erreichten mit dem Wechsel auf Nilotinib 400 mg täglich eine schnellere und tiefere molekulare Response. Doppelt so viele Patienten erzielten unter der Behandlung mit Nilotinib ein tieferes molekulares Ansprechen (MR4, MR4,5) und ein komplettes molekulares Ansprechen.

Ein Wechsel auf Nilotinib verbesserte das molekulare Ansprechen unabhängig vom Ausgangswert. Patienten mit einem kompletten molekularen Ansprechen sind laut Prof. Lipton Kandidaten für künftige Studien, in den das Absetzen der TKI-Therapie bei Patienten mit einer kompletten molekularen Remission untersucht wird.

Quelle: 48th ASCO Annual Meeting 2012, Chicago