Durchbruch für die Hypnose?
Nur rund 15 Prozent der Menschen sind für eine Hypnotherapie besonders gut empfänglich. Ihnen hilft etwa eine Schmerztherapie mittels Hypnose besonders gut. Eine weniger als zweiminütige gezielte transkranielle Magnetstimulation könnte die Hypnotherapie aber mehr Menschen zugänglich machen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie.
Hypnose wird traditionell schon lange eingesetzt. So war sie im Grunde das erste westliche Konzept der Psychotherapie, das zur Behandlung von psychiatrischen und neurologischen Symptomen eingesetzt wurde.
Besonders bei der Behandlung von Schmerzen gibt es mittlerweile einige Studiendaten, die zeigen, dass eine Hypnotherapie bestimmten Menschen helfen kann.
Nicht alle Menschen sind gleich empfänglich für Hypnose
Aber nicht alle Menschen sind gleich empfänglich für die Hypnose. Während etwa zwei Drittel der Erwachsenen bis zu einem gewissen Grad hypnotisierbar sind, gelten rund 15 Prozent der Bevölkerung als besonders empfänglich für die Hypnose. Sie erreichen für gewöhnlich bessere Ergebnisse unter einer Hypnotherapie. Das geht so weit geht, dass an ihnen unter Hypnose Operationen ohne Analgetika durchgeführt werden können.
Die Hypnotisierbarkeit gilt allerdings als festgelegtes Persönlichkeitsmerkmal, das im Erwachsenenleben nur mehr wenig veränderbar ist – ähnlich dem IQ.
Könnte man es schaffen, Personen, die nur wenig bis mittelmässig hypnotisierbar sind, auf die Hypnose zu sensibilisieren, könnte man möglicherweise die Wirksamkeit der therapeutischen Hypnose verbessern. Das war die Hoffnung der Autoren einer neuen Studie (1).
Gezielte einseitige Hemmung des DLPFC soll Hypnotisierbarkeit steigern
Ob man hypnotisierbar ist oder nicht, hängt wahrscheinlich mit den Funktionen des dorsolateralen präfrontalen Cortex (DLPFC) und seiner Verbindung mit dem Salienz-Netzwerk zusammen. Der DLPFC ist etwa an exekutiven Funktionen (und Störungen) wie Aufmerksamkeit (ADHS), Emotionsregulation (Depression), Motivation (Schizophrenie) und Impulskontrolle (Sucht) beteiligt.
Einige Studien weisen darauf hin, dass eine einseitige Hemmung des DLPFC die Hypnotisierbarkeit verbessern kann. Das Forscherteam der nun veröffentlichten Studie untersuchten, ob die transkranielle Magnetstimulation (TMS) die Hypnotisierbarkeit vorübergehend erhöhen kann. Sie verwendeten dazu einen personalisierten Ansatz, bei dem die TMS durch eine gleichzeitige Bildgebung angeleitet wurde.
In der Doppelblindstudie wiesen sie 80 Patienten (Durchschnittsalter 48 Jahre; 94% Frauen) mit dem chronischen funktionellen Schmerzsyndrom Fibromyalgie nach dem Zufallsprinzip einer kontinuierlichen Theta-Burst-Stimulation über ein personalisiertes, durch Neuroimaging ermitteltes linkes DLPFC-Ziel zu. Diese Technik ist als Stanford Hypnosis Integrated with Functional Connectivity-targeted Transcranial Stimulation (SHIFT) bekannt. Personen, die von Natur aus stark hypnotisierbar sind, wurden ausgeschlossen.
Nur die aktive Gruppe erreichte eine Zunahme der Hypnotisierbarkeit
Wir erfolgreich die Hypnose bei den Patienten war, testeten die Forscher anhand des gemessenen Hypnose-Induktionsprofils, einem standardisierten Mass für die Hypnotisierbarkeit.
Die Veränderung der Werte des Hypnose-Induktionsprofils vor und nach der SHIFT war dabei in der aktiven Gruppe signifikant grösser als in der Scheingruppe nach nur 92 Sekunden Stimulation (P =0,046). Ausserdem zeigte nur die aktive SHIFT-Gruppe eine signifikante Zunahme der Hypnotisierbarkeit nach der Stimulation (aktiv: P < 0,001; Scheinbehandlung: P = 0,607). Dieser Effekt hielt etwa eine Stunde lang an.
Die Autoren hoffen nun, dass sie mit der Technik die Hypnotisierbarkeit von Menschen erhöhen können, die nur wenig bis mittelmässig hypnotisierbar sind. «Das könnte die Wirksamkeit und die Effektivität der therapeutischen Hypnose als klinische Intervention verbessern» schreiben sie.
- Faerman A et al. Stanford Hypnosis Integrated with Functional Connectivity-targeted Transcranial Stimulation (SHIFT): a preregistered randomized controlled trial. Nat. Mental Health (2024). https://doi.org/10.1038/s44220-023-00184-z.