Medical Tribune
26. Nov. 2025Mangel, Quellen, Einsatzgebiete

Pantothensäure: Das unterschätzte Multitalent unter den B-Vitaminen

Pantothensäure gehört zu den weniger beachteten B-Vitaminen, ist aber essenzieller Bestandteil des Coenzyms A und damit zentral für die Energieproduktion, die Synthese von Steroidhormonen, Vitamin D und Neurotransmittern. Auch klinisch lohnt sich der Blick: Von Müdigkeit und Stress bis hin zu Akne und rheumatoider Arthritis zeigen sich vielfältige Einsatzgebiete.

Lebensmittel mit hohem Pantothensäure-Gehalt auf dunklem Hintergrund.
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Pantothensäure zählt nicht zu den bekannten Stars unter den B-Vitaminen. Dabei ist ihr biochemisches Wirkungsspektrum erstaunlich breit. Als essenzieller Baustein des Coenzyms A spielt sie eine zentrale Rolle im Energiestoffwechsel – und ist der einzige Bestandteil dieses Schlüsselmoleküls, der zwingend über die Nahrung aufgenommen werden muss.

Vielseitig im Stoffwechsel verankert

Gemeinsam mit ATP und Cystein ermöglicht Pantothensäure die Synthese von Coenzym A, das an nahezu allen katabolen Stoffwechselwegen beteiligt ist. Die Vitaminverbindung transportiert die kleinen Moleküle, die beim Abbau von Proteinen, Kohlenhydraten und Fetten entstehen, in die Mitochondrien – dorthin also, wo Energie produziert wird. Unterstützt wird sie dabei von Coenzym Q10 und L-Carnitin.

Über den Energiestoffwechsel hinaus ist Pantothensäure an der Synthese zahlreicher biologisch aktiver Substanzen beteiligt: Sexualhormone, Cortisol, Cholesterin, Vitamin D, der Neurotransmitter Acetylcholin sowie Fettsäuren und deren Einbau in Zellmembranen sind ohne sie nicht denkbar.

Health Claims: Energie, mentale Leistungsfähigkeit, Hormonbildung

Gemäss zugelassenen Health Claims trägt Pantothensäure zu einem normalen Energiestoffwechsel, zur Verringerung von Müdigkeit und zu einer normalen geistigen Leistungsfähigkeit bei. Ausserdem unterstützt sie die Synthese von Steroidhormonen, Vitamin D und bestimmten Neurotransmittern.

Mangel: selten schwer, aber oft kombiniert

Da Pantothensäure in zahlreichen pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln vorkommt, sind ausgeprägte Mangelzustände selten. Leichte Defizite treten jedoch häufig zusammen mit einer Unterversorgung anderer B-Vitamine auf – etwa bei chronischen Lebererkrankungen, radikalen Diäten, Altersmalnutrition oder hohem Alkoholkonsum.

Typische Symptome reichen von Müdigkeit, Kopfschmerzen und Depressionen über Wundheilungsstörungen, Schleimhautentzündungen und Anämie bis hin zu Durchfällen, Parästhesien oder brennenden Füssen.

Gute Quellen

Reichlich Pantothensäure liefern unter anderem Rinder-, Schweine- und Kalbsleber, Erdnüsse, Sojabohnen, Naturreis, Wassermelonen, Brokkoli, Eier, Haferflocken und Bierhefe.

Therapie und Sicherheit

Pantothensäure gilt als ausserordentlich gut verträglich. Selbst extrem hohe Dosierungen zeigten in Studien keine toxischen Effekte – Aknepatienten erhielten teils bis zu 10 g täglich über mehrere Monate.

Die Ernährungsgesellschaften in Österreich, Deutschland und der Schweiz geben einen Schätzwert von 6 mg Pantothensäure pro Tag für Jugendliche und Erwachsene sowie für Schwangere und Stillende an. Supplemente enthalten meist Calcium- oder Natriumpantothenat oder Pantothenol, das im Körper rasch in die aktive Form umgewandelt wird.

Praxistipps: Einsatzgebiete

Pantothensäure hat in mehreren klinischen Situationen Potenzial:

  • Akne: Reduktion von Entzündungen, Läsionszahl, Porengrösse und Talgproduktion; Effekte wurden bereits ab 2 mg beobachtet.
  • Stress und rasche Ermüdung: In Kombination mit anderen B-Vitaminen, Vitamin C, Zink und Magnesium kann sich die Belastbarkeit verbessern.
  • Rheumatoide Arthritis: Studien zeigen eine mögliche Besserung von Morgensteifigkeit und Schmerzempfinden.