Medical Tribune
13. Nov. 2025Neue Daten beim fortgeschrittenen Melanom

Immun-Checkpoint-Inhibitoren: Wann ist das Therapieende sicher?

Immun-Checkpoint-Inhibitoren (ICI) haben die Behandlung des fortgeschrittenen Melanoms grundlegend verändert. Sie ermöglichen langanhaltende Remissionen. Aber wie sieht die optimale Therapiedauer aus? Und wann ist es sicher, die Behandlung abzusetzen? Eine aktuelle Studie lieferte nun erstmals umfassende Erkenntnisse zur Langzeitprognose nach dem Therapieende.

Tablet, Arzt und ältere Frau mit Ergebnissen einer Gehirnscan-Untersuchung, Beratung oder Gesundheitsgespräch in der
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Immun-Checkpoint-Inhibitoren ermöglichen es, das Immunsystem gezielt gegen Tumorzellen zu mobilisieren. Sie haben damit das Gesamtüberleben bei Patienten mit fortgeschrittenem Melanom signifikant verlängert. Sogar bei Patienten mit hoher Tumorlast und zerebralen Metastasen kann sich der Tumor vollständig zurückbilden. Bei einigen Patienten ist die Remission von Dauer, während andere ein Rezidiv erleiden und eine erneute ICI-Behandlung benötigen. Bislang gibt es keine etablierten Leitlinien oder Kriterien, wann Melanom-Patienten die Therapie am besten beenden sollten. Die Behandlung mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren ist teuer und mit immunbedingten Nebenwirkungen verbunden.

Ein Team aus Wissenschaftlern um Dr. Kristine Mayer von der Technischen Universität München bewertete nun das dauerhafte Therapieansprechen bei Melanom-Patienten, die eine ICI-Therapie beendet hatten. Sie verglichen die Ergebnisse von Betroffenen, die die Behandlung freiwillig beendet hatten, mit jenen, die die Therapie aufgrund von Nebenwirkungen abbrechen mussten.

Für ihre systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse werteten sie insgesamt 20 Studien mit über 1800 Patienten aus. Sie schätzten die gepoolten Raten des progressionsfreien Überlebens (PFS) sowie des Gesamtüberlebens (OS) ein und drei Jahre nach Absetzen der Therapie.

Günstigerer Verlauf nach freiwilligem Therapieende

Die meisten Melanom-Patienten (71 %), die die Therapie abgesetzt hatten, blieben drei Jahre nach Behandlungsende rezidivfrei. Dies unterstreicht den anhaltenden therapeutischen Effekt der Therapie. Die Gesamtüberlebensrate betrug nach einem Jahr 96 % und nach drei Jahren 86 %. Die Überlebensraten waren dabei bei denjenigen Patienten signifikant höher, die die Behandlung freiwillig beendeten. Ein Jahr nach Therapieende der Immun-Checkpoint-Inhibitoren waren 91 % dieser Personen progressionsfrei. Bei den Patienten, die die Therapie wegen Nebenwirkungen abbrechen mussten, waren es nur 79 %.

Von denjenigen Patienten, die länger als ein Jahr behandelt wurden, waren ein Jahr nach Therapieende 91 % rezidivfrei, nach einer zweijährigen Therapie 95 %. Bei einer Behandlungsdauer unter einem Jahr waren es nur 82 %. Ein weiterer entscheidender Faktor war der Remissionsstatus bei Therapieende der Immun-Checkpoint-Inhibitoren. 94 % der Patienten, die eine komplette Remission erreicht hatten, blieben ein Jahr nach Therapieende rückfallfrei. Bei Patienten mit partieller Remission bzw. Patienten mit stabiler Erkrankung waren es im Vergleich dazu nur 79 %.

Auch der Therapieansatz beeinflusste das Überleben. Es stellte sich heraus, dass Patienten nach einer Monotherapie mit Anti-PD-1 häufiger progressionsfrei waren (1-Jahres-PFS: 89 %) als nach einer Kombinationstherapie mit Anti-PD-1 und Anti-CTLA-4 (1-Jahres-PFS: 78 %). Diesen Unterschied führten die Autoren auf die höhere Tumorlast und die höhere Toxizität bei der Kombinationstherapie zurück.

Wichtig sind regelmässige Nachsorgeuntersuchungen

Die Daten zeigen, dass Patienten mit einer kompletten Remission, die über zwei Jahre behandelt wurden, die idealen Kandidaten sind, um die Behandlung zu beenden. Aber auch nach einer Behandlungsdauer von mindestens einem Jahr können Ärzte das Therapieende in Erwägung ziehen, wenn die Patienten gut auf die Immun-Checkpoint-Inhibitoren angesprochen haben. Wichtig sind regelmässige Nachsorgeuntersuchungen mittels Bildgebung in den ersten drei Jahren – insbesondere bei Patienten, die die Behandlung aufgrund von Nebenwirkungen abbrechen mussten.

Bisher gibt es noch keine verlässlichen Biomarker, mit denen sich geeignete Kandidaten für einen Therapieabbruch identifizieren lassen. Fehlt jedoch zirkulierende Tumor-DNA im Blut (ctDNA-Negativität) und zeigt die PET-Untersuchung ein komplettes metabolisches Ansprechen, scheint das Rückfallrisiko niedriger zu sein.