Medical Tribune
5. Okt. 2025Nutzen der transkraniellen Stimulation hielt in Studie drei Monate an

Gleichstromstimulation gegen Fibromyalgie

Die Schmerzen beim Fibromyalgiesyndrom sprechen meist nicht gut auf eine medikamentöse Therapie an. Nun untermauert eine randomisierte Studie die Wirksamkeit von transkranieller Gleichstromstimulation.

Konzept der transkraniellen Gleichstromstimulation (tDCS)
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Die anodale transkranielle Gleichstromstimulation (A-tDCS) des linken dorsolateralen präfrontalen Kortex lindert bei Patienten mit Fibromyalgie nicht nur Schmerzen und depressive Symp­tome. Sie verbessert auch die kognitive Funktion und reduziert Schmerzkatastrophisierung und Behinderung.

Kleinere Studien hatten bereits positive Effekte bei der Anwendung zu Hause gezeigt. Unklar blieben jedoch die Dauer der Wirkung, der Einfluss von Bewegung und Patientenschulungen sowie die Rolle des Placeboeffekts, wie Dr. Wolnei Caumo und sein Team von der Universidade Federal do Rio Grande do Sul in Porto Alegre berichten (1).

Wirksamkeit von A-tDCS in Kombinationstherapie bei Fibromyalgie

Um diese Fragen zu klären, führten die Forschenden eine Studie mit 112 Frauen mit Fibromyalgie durch. Die Teilnehmerinnen erhielten randomisiert entweder A-tDCS oder Sham-tDCS, kombiniert mit Bewegungstherapie und Patientenschulungen. Die Stimulation erfolgte an fünf aufeinanderfolgenden Tagen über vier Wochen zu Hause mit einem Headset. In der Verumgruppe stimulierte ein Strom von 2 mA über 20 Minuten den motorischen Kortex, während bei der Sham-Stimulation kaum Strom floss.

Die Ergebnisse zeigten, dass der Multidimensionale Schmerzinterferenzindex (MPII), der als Endpunkt diente, unter A-tDCS um 38,8 % sank, verglichen mit 16,1 % unter Sham-tDCS. Eine Verbesserung von mehr als 50 % erreichten 62,5 % der A-tDCS-Gruppe, gegenüber 37,5 % der Sham-Gruppe. Der Effekt hielt drei Monate an, liess danach aber nach.

Vor der Randomisierung prüften die Forschenden, ob die Patientinnen auf Placebo ansprachen. 56 Frauen reagierten darauf, 56 nicht. Bei den Placebo-Respondern sank der MPII unter A-tDCS um 34,2 % und unter Sham-tDCS um 18,1 %. Bei den Non-Respondern betrugen die Rückgänge 35,5 % unter A-tDCS und 30,0 % unter Sham-tDCS. Die Effektstärke war bei den Placebo-Respondern höher.

Stimulation, Bewegung und Edukation sehr wirksam

Bei den Placebo-Non-Respondern betrugen die Abnahmen 35,5 % unter A-tDCS versus 30,0 % unter Sham-tDCS. Die Effektstärke war somit bei den Placebo-Respondern grösser.
Die transkranielle Gleichstromstimulation kann in Kombination mit Bewegung und Edukation die schmerzbedingte Behinderung bei Fibromyalgie wirksam verbessern – insbesondere bei Patientinnen, die zu einer Placeboantwort neigen, schlussfolgert das Autorenteam. Dessen Einschätzung nach unterstützen die Ergebnisse dieser Studie den Einsatz in der Behandlung von Fibromyalgie.