Medical Tribune
29. Apr. 2025Nach Remission die Therapie stoppen?

Management der Uveitis bei juveniler idiopathischer Arthritis

Zur Behandlung der mit der juvenilen idiopathischen Arthritis assoziierten Uveitis ist der TNF-α-Hemmer Adalimumab empfohlen. Ob sich die Therapie absetzen lässt, wenn die Krankheit kontrolliert ist, untersuchten US-amerikanische Forscher.

Ein Therapieabbruch von Adalimumab bei Uveitis von Kindern mit juveniler idiopathischer Arthritis ist nicht zu empfehlen.
Anton/stock.adobe.com

Adalimumab hat sich in der Behandlung der mit der juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA) assoziierten Uveitis als wirksam erwiesen. Viele Patienten bzw. deren Eltern wünschen sich jedoch oftmals nach Erreichen einer Remission, die Therapie zu stoppen, sei es aufgrund der Kosten oder des Risikos für Nebenwirkungen.

Bisher gibt es allerdings nur wenige Daten zu der Frage, wie sich der Stopp von Adalimumab auf die Rückfallraten auswirkt.

Prof. Dr. Nisha R. Acharya vom Department of Ophthalmology der University of California, San Francisco, und ihr Team führten eine doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte Studie in 20 ophthalmologischen und rheumatologischen Kliniken in den USA, Grossbritannien und Australien durch (1). Ziel dieser Studie war es, die Wirksamkeit und Sicherheit des Absetzens der Adalimumab-Therapie bei JIA-assoziierter Uveitis zu bewerten.

Wann tritt das Therapieversagen ein?

Sie schlossen Patienten im Alter von mindestens zwei Jahren (im Mittel ca. 12 Jahre) ein, deren Arthritis und Uveitis unter Adalimumab für mindestens ein Jahr kontrolliert waren. Die Kinder wurden im Verhältnis 1:1 mithilfe eines webbasierten Systems randomisiert einer Behandlung mit Adalimumab oder Placebo zugewiesen. Die Verabreichung erfolgte subkutan alle zwei Wochen bis zum 48-Wochen-Besuch oder bis zum Therapieversagen.

Als primären Endpunkt setzten die Forscher die Zeit bis zum Therapieversagen fest, definiert als erneutes Auftreten der Uveitis oder Arthritis. Bei Therapieversagen erfolgte eine Entblindung und die Betroffenen konnten im Rahmen einer offenen Studie Adalimumab für bis zu 48 Wochen weiter erhalten.

Erneute Krankheitskontrolle nach 105 Tagen

Zwischen März 2020 und Februar 2024 nahmen die Wissenschaftler 87 Patienten in die Studie auf. Jeweils ein Teilnehmer in beiden Gruppen brach die Studie ab. Deren Daten bezogen die Forscher jedoch in die Analysen mit ein.

In der Adalimumab-Gruppe trat bei 6 von 43 Patienten (14 %) ein Therapieversagen auf. In der Placebo-Gruppe war dies bei 30 von 44 Patienten (68 %) der Fall (Hazard Ratio, HR, 8,7; 95%-Konfidenz­intervall: 3,6–21,2; p < 0,0001).

Die mediane Zeit bis zum Therapieversagen in der Placebo-Gruppe betrug 119 Tage. Nach Wiederaufnahme der Adalimumab-Therapie vergingen in der Placebo-Gruppe im Median 105 Tage (63–196) bis zur erneuten Kontrolle der Entzündung.

In der Adalimumab-Gruppe traten 226 nicht schwerwiegende Nebenwirkungen auf (7,5 Ereignisse pro Patientenjahr). In der Placebo-Gruppe wurden 115 nicht schwerwiegende Nebenwirkungen dokumentiert (6,8 Ereignisse pro Patientenjahr). Die vier gemeldeten schwerwiegenden Nebenwirkungen traten alle in der Adalimumab-Gruppe auf.

Das Absetzen von Adalimumab führte bei der Mehrheit der Patienten mit kontrollierter JIA-assoziierter Uveitis zu einem raschen Krankheitsrückfall, fassen die Autoren zusammen. Die Wiederherstellung einer stabilen Entzündungskontrolle nach Wiederaufnahme der Therapie benötigte im Median über drei Monate. Als beruhigend sehen sie an, dass – vielleicht aufgrund der der engmaschigen Überwachung der Patienten während der Nachbeobachtungszeit – die Sehschärfe nicht beeinträchtigt war. Alle Patienten, die einen Rückfall erlitten hatten, konnten ausserdem eine Kontrolle der Entzündung nach Wiederaufnahme der Behandlung mit Adalimumab erreichen.

Patienten nach Absetzen engmaschig überwachen

Die Ergebnisse dieser Studie können als Leitfaden für die Beratung von Patienten und Familien dienen, die ein Absetzen von Adalimumab in Erwägung ziehen, so die Autoren. Das American College of Rheumatology und das Single Hub and Access Point for Paediatric Rheumatology (SHARE) in Europa empfehlen einen Absetzversuch nach zwei Jahren Krankheitskontrolle. Bei einem Therapiestopp sollten die Patienten engmaschig hinsichtlich eines Wiederauftretens überwacht werden, insbesondere in den ersten sechs Monaten.