Medical Tribune
17. Apr. 2025Symptomlast von mikrobiomassoziierten gastrointestinalen Störungen verbessert

Elementardiät als vielversprechende Option bei SIBO und IMO

Eine vorübergehende Umstellung auf eine geschmacklich optimierte Form der Elementardiät scheint signifikante Verbesserungen bei Patienten mit Mikrobiomstörungen wie dem Small Intestinal Bacterial Overgrowth (SIBO) und dem Intestinal Methanogen Overgrowth (IMO) zu bewirken. Das ist das Ergebnis einer US-amerikanischen Studie.

eine geschmacklich optimierte elementardiät verbesserte die symptomatik von SIBO- und IMO-Patienten.
Inga/stock.adobe.com

Die prospektive Studie (1), veröffentlicht in Clinical Gastroenterology and Hepatology, schloss 30 Erwachsene mit diagnostiziertem SIBO, IMO oder beiden Erkrankungen ein. Die Probanden erhielten zwei Wochen lang ausschliesslich eine neuartige geschmacklich optimierte Elementardiät (palatable elementary diet, PED).

Nach Abschluss der Diät berichteten 83 Prozent der Teilnehmer über signifikante Verbesserungen bei ihren gastrointestinalen Beschwerden. Bei 73 Prozent der Patienten normalisierten sich zudem die Werte im Laktulose-Atemtest.

Elementardiäten bei SIBO und IMO

Bei einem Small Intestinal Bacterial Overgrowth (SIBO) und dem Intestinal Methanogen Overgrowth (IMO) leiden Patienten meist an unspezifischen gastrointestinalen Symptomen wie Durchfall, Verstopfung, Blähungen oder Unterbauchschmerzen. Beide Erkrankungen entstehen durch eine Störung des mikrobiellen Ökosystems im Darm: Beim SIBO besteht dies in einer bakteriellen Überwucherung des Dünndarms, der normal im Vergleich zu anderen Darmabschnitten eher keimarm ist. Das IMO bezeichnet eine Überbesiedlung des Darms mit methanbildenden Archaebakterien wie dem Keim Methanobrevibacter smithii.

Üblicherweise werden SIBO und IMO mit Antibiotika behandelt. Doch nur höchstens die Hälfte der Betroffenen spricht auf diese dauerhaft an, was wiederholte Antibiotikabehandlungen notwendig macht, die bei einigen Patienten ausserdem gänzlich ohne Wirkung bleiben.

Eine zweite, explorative, Option stellen flüssige Elementardiäten dar, die aus leicht verdaulichen, vollständig aufgespaltenen Nährstoffen bestehen. In der Vergangenheit zeigten kleine retrospektive Studien und Fallberichte etwa, dass eine solche Ernährung potenziell pathogene Bakterien aushungern kann, da diese auf komplexe Kohlenhydrate und Ballaststoffe angewiesen sind, die in den Elementardiäten fehlen. Viele der bisher durchgeführten Arbeiten waren jedoch methodisch limitiert. Das lag unter anderem an einem beträchtlichen Adhärenzproblem aufgrund von unangenehmem Geschmack, Geruch und Konsistenz klassischer Elementardiäten.

Verbesserung von Symptomen und diagnostischen Parametern

Die US-amerikanischen Forscher schlossen in der vorliegenden Studie 30 Erwachsene zwischen 18 und 85 Jahren ein, bei denen ein SIBO, IMO oder überlappendes SIBO und IMO bestätigt worden war. Die meisten (64,3%) waren Frauen. Diese ernährten sich zwei Wochen lang ausschliesslich mit der optimierten Elementardiät. Im Anschluss kehrten sie schrittweise zu ihrer gewohnten Ernährung zurück.

Primärer Endpunkt war die Normalisierung des Stuhl-Mikrobioms. Die Ergebnisse waren vielversprechend. Im Gegensatz zu früheren Studien schlossen alle Probanden den vorgesehenen Diätzeitraum ab. Zudem stellten die Forscher eine signifikante Reduktion von potenziell pathogenen mikrobiellen Taxa wie Prevotella_9, Fusobacterium, und Methanobrevibacter smithii im Stuhl fest.

83 Prozent der Teilnehmer berichteten zwei Wochen nach Abschluss der Diät über eine beträchtliche Linderung ihrer gastrointestinalen Beschwerden. Bei 73 Prozent der Patienten normalisierten sich ausserdem die Wasserstoff-Werte im Laktulose-Atemtest, einem diagnostischen Verfahren zur Feststellung einer mikrobiomassoziierten gastrointestinalen Störung. Die maximalen Werte sanken dabei von 43±42 auf 12±11 ppm (p<0.001).

Die Elementardiät wurde von allen Teilnehmern gut vertragen, schwerwiegende Nebenwirkungen gab es keine.

Einige Limitationen gibt es

Die wichtigsten Limitationen der Studie bestehen darin, dass sie keine Kontrollgruppe vorsah, in der Probanden eine Schein-Diät erhielten – dies erschwert die Interpretation der Ergebnisse massgeblich.

Zudem wurden keine Langzeitdaten über Rezidive oder nachhaltige Effekte über die vierwöchige Dauer der Nachbeobachtungszeit hinaus erhoben. Langzeiteffekte bleiben also unklar. Ausständig bleibt ausserdem aufgrund der limitierten Analysen, ob die geschmacklich optimierte Elementardiät auch funktionelle Veränderungen im Mikrobiom verursachen kann.