Gestationsdiabetes: Frühe Blutzuckerkontrolle senkt Risiko kindlicher Adipositas
Eine rasche Blutzuckerkontrolle bei Frauen mit Gestationsdiabetes senkt das Risiko kindlicher Adipositas deutlich. Das zeigen Forschungsergebnisse einer US-Studie, vorgestellt auf der Jahrestagung der European Association for the Study of Diabetes (EASD).
Frauen mit Adipositas, familiärer Diabetesgeschichte oder höherem Alter sind besonders gefährdet, an Gestationsdiabetes (GDM) zu erkranken.
Mütter mit Gestationsdiabetes haben zudem ein erhöhtes Risiko, später an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Ihre Kinder sind ausserdem anfälliger für Frühgeburt, überdurchschnittliches Geburtsgewicht und neonatale Hypoglykämie.
Langfristig steigt bei diesen Kindern auch die Wahrscheinlichkeit für kardiometabolische Komplikationen wie Adipositas und Diabetes.
«Schnelle glykämische Kontrolle nach der GDM-Diagnose und deren Aufrechterhaltung bis zur Entbindung reduzieren perinatale Komplikationen.» Das erklärt Dr. Assiamira Ferrara, Direktorin des Center for Upstream Prevention of Adiposity and Diabetes Mellitus, Kaiser Permanente Northern California, Oakland, Kalifornien, USA (1).
Einteilung in vier Verlaufsgruppen
In der prospektiven Kohortenstudie analysierten Forscher Daten von 258.064 Mutter-Kind-Paaren aus den Jahren 2011 bis 2023. Davon hatten 17.316 Frauen Gestationsdiabetes.
Dr. Ferrara und ihr Team identifizierten dabei vier Verläufe der glykämischen Kontrolle von der GDM-Diagnose bis zur Entbindung anhand von Blutzuckerselbstmessungen:
- stabil optimal (39,2 %),
- schnell verbessernd/optimal (32,3 %),
- langsam verbessernd/nahezu optimal (16,7 %) und
- langsam verbessernd/suboptimal (11,8 %).
Kindliche Adipositas wurde zudem als geschlechtsspezifischer Body-Mass-Index (BMI) über dem 95. Perzentil definiert.
Mehr Adipositas bei schlechter mütterlicher Blutzuckerkontrolle
Die Adipositasrate bei Kindern im Alter von zwei bis vier Jahren betrug 15,1 Prozent bei Kindern von Frauen ohne Gestationsdiabetes und 15,9 Prozent bei Kindern von Frauen mit stabil optimalen, 18,7 Prozent bei schnell verbessernden/optimalen, 20,9 Prozent langsam verbessernden/nahezu optimalen und 24,6 Prozent bei langsam verbessernden/suboptimalen glykämischen Kontrollverläufen.
Das Risiko kindlicher Adipositas stieg mit höheren glykämischen Werten. Im Alter von zwei bis vier Jahren war das Adipositasrisiko bei Kindern von Müttern mit GDM, die einen stabil optimalen und schnell verbessernden Verlauf aufwiesen, vergleichbar mit dem Risiko von Kindern nicht betroffener Mütter (aRR [95 % CI]: 1,01 [0,95; 1,07] bzw. 1,04 [0,98; 1,10]).
Im Gegensatz dazu zeigten Kinder von Müttern mit GDM, die einen langsam verbessernden Verlauf und nahezu optimalen oder langsam verbessernden Verlauf und suboptimale Blutzuckerwerte aufwiesen, ein signifikant höheres Risiko für Adipositas (1,13 [1,04; 1,22] bzw. 1,23 [1,13; 1,34]). Im Alter von fünf bis sieben Jahren hatten nur Kinder von Frauen mit stabil optimalem Verlauf ein vergleichbares Adipositasrisiko wie Kinder von Müttern ohne Gestationsdiabetes, während Kinder von Müttern mit weniger optimaler glykämischer Kontrolle ein höheres Risiko aufwiesen.
Frühzeitige glykämische Kontrolle anstreben
Eine frühzeitige glykämische Kontrolle nach der GDM-Diagnose kann das Risiko kindlicher Adipositas auf ein Niveau senken, das dem von Kindern ohne pränatale GDM-Exposition ähnelt, so das Fazit der Autoren. Weitere Studien sind nötig, um die Hindernisse für die frühzeitige glykämische Kontrolle nach der GDM-Diagnose zu verstehen.
Weiterlesen
- Ferrara A et al. Achievement of glycaemic control after gestational diabetes diagnosis is associated with a risk of obesity in the offspring similar to that in children of individuals without gestational diabetes. EASD 2024; Oral Abstract 177.
- EASD Press Release: Rapid control of blood sugar levels in women with gestational diabetes can reverse the risk of their children developing obesity, US study finds.