Medical Tribune
7. Nov. 2024Flüchtige organische Kohlenwasserstoffe als depressionsfördernd identifiziert

Wie Umweltgifte Depressionen fördern könnten

Umweltgifte wie Nikotin und flüchtige organische Verbindungen fördern die Entwicklung von Depressionen. Diese Erkenntnisse legen nahe, dass der Umweltschutz auch zur Prävention depressiver Erkrankungen beitragen sollte.

Umweltgifte gehen nicht nur auf die Lunge, sondern begünstigen ausserdem Depressionen.
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Gibt es einen Zusammenhang zwischen Umweltgiften und Depression? Und durch welche Mechanismen könnte dieser vermittelt werden?

Ein chinesisch-amerikanisches Forscherteam um Jianhui Guo von der Universität Peking untersuchte diese Fragen anhand von Daten aus dem National Health and Nutrition Examination Survey, die mehr als 3.400 Personen umfassten (1).

Daten und Methodik: Der Ansatz des Forscherteams

Die Erhebung enthielt Blut- und Urinanalysen sowie Depressionsscores der Teilnehmer.

Mehr als drei Viertel der Teilnehmer waren jünger als 65 Jahre, die Hälfte waren Frauen. Ein Viertel zeigte depressive Symptome.

Das Forscherteam analysierte 62 giftige Substanzen und Metalle aus zehn Gruppen verschiedener Umweltgifte in den verfügbaren Proben. Die Leukozytenzahl im Blut diente ausserdem als Marker für Entzündungen.

62 Stoffgruppen analysiert

Für 27 der untersuchten Stoffe aus sechs der zehn Kategorien zeigte sich eine Verbindung mit depressiven Symptomen.

Besonders stark war der Zusammenhang für N-Acetyl-S-(2-hydroxy-3-butenyl)-L-Cystein (Odds Ratio, OR, 1,74) und TNE-2 (Total Nicotine Equivalent-2; OR 1,42).

N-Acetyl-S-(2-hydroxy-3-butenyl)-L-Cystein ist dabei ein Abbauprodukt des 1,3-Butadien, das in vielen industriellen Prozessen verwendet wird und als Umweltgift gilt.

TNE-2 zeigt die Gesamtbelastung durch Nikotin und seine Metabolite. Signifikante Zusammenhänge mit Odds Ratios zwischen 1,21 und 1,28 fanden sich auch für drei weitere Metabolite flüchtiger organischer Substanzen sowie für vier polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe.

Besonders gefährdet: Männer und Menschen unter 65 Jahren

Männer und Personen unter 65 Jahren schienen anfälliger für die depressionsfördernden Effekte der Toxine zu sein. Zwischen fünf und 19 Prozent der Assoziationen liessen sich durch eine erhöhte Leukozytenzahl erklären, die auf eine systemische Entzündung hinweist.