Medical Tribune
23. Juli 2024Studie belegt nun erstmals Zusammenhang

SLE: Infektionen erhöhen Schub-Risiko

Infektionen können Schübe des systemischen Lupus erythematodes (SLE) auslösen – eine weit verbreitete Annahme. Bisher fehlten jedoch ausreichende Daten, um dies zu belegen. Eine neue Studie bringt nun mehr Klarheit.

Infekte scheinen oft zu einem Lupus-Schub zu führen.
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Infekte scheinen oft zu einem Lupus-Schub zu führen. Eine neue Studie belegt dies erstmals.

Die im Journal Lupus Science & Medicine veröffentlichte Studie zeigt, dass interkurrente Infekte das Risiko für Krankheitsschübe bei Patienten mit systemischem Lupus erythematosus (SLE) erheblich erhöhen.

Leichte Infekte steigern das Dreimonats-Risiko für einen SLE-Schub demnach um 90 Prozent, schwere Infekte versiebenfachen es sogar.

Infektionsanfälligkeit als Begleiterkrankung

SLE ist eine chronische Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise körpereigenes Gewebe angreift.

SLE-Patienten gelten dabei als besonders infektanfällig, bedingt durch ihre immunsuppressive Behandlung und die Immunstörungen, die zur Krankheit führen.

Darüber hinaus nimmt man auch an, dass interkurrente Infekte SLE-Schübe auch auslösen können, indem sie Teile des Immunsystems aktivieren, die auch an der SLE-Pathophysiologie beteiligt sind.

Dazu gehören die Typ-I-Interferon-Antwort, das Ausstossen von Neutrophilen Extracellular Traps (NETs), erhöhte Apoptose-Raten und T-Zell-Aktivierung.

Bisher gab es jedoch nur wenige Beweise für diese Hypothese.

Begünstigen Infektionen SLE-Schübe?

Die neue Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen Infektionen und SLE-Schüben prospektiv. Sie analysierte die Daten von 203 Patienten aus der Amsterdam SLE Kohorte, beobachtet zwischen 2007 und 2016. Die Patienten wurden jährlich auf demografische und klinische Merkmale, Komorbiditäten, Krankheitsaktivität, Behandlungen und Infektionen untersucht. SLE-Schübe wurden gemäss den Bootsma-Kriterien erfasst und in schwere und leichte Schübe unterteilt.

Während des Untersuchungszeitraums traten bei den Patienten insgesamt 56 schwere und 670 leichte Infektionen auf. Schwere Infektionen erforderten einen Krankenhausaufenthalt oder eine intravenöse Antibiotikatherapie, während leichte Infektionen ambulant behandelt wurden. Die häufigsten betroffenen Organsysteme waren die Atemwege und der Harntrakt. E. coli und S. aureus waren die häufigsten Erreger.

Die Analyse zeigte, dass schwere Infektionen das Risiko für einen schweren SLE-Schub innerhalb von drei Monaten um das 7,4-Fache erhöhten. Auch leichte Infektionen steigerten das Risiko für leichte Schübe (HR=1,9).

«Patienten sorgfältig auf Infektionen überwachen»

Diese Ergebnisse stützen die Hypothese, dass interkurrente Infektionen einen signifikanten Risikofaktor für SLE-Schübe darstellen. SLE-Patienten sollten daher sorgfältig auf Infektionen überwacht und bei Bedarf schnell behandelt werden, um das Risiko von Krankheitsschüben zu minimieren, so die Autoren.

Angesichts der hohen Inzidenzrate von Infektionen und deren potenziell schweren Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf von SLE ist es wichtig, dass Patienten und medizinisches Fachpersonal gleichermassen sensibilisiert werden.