Medical Tribune
12. Mai 2024Besonders schwarze Patientinnen profitieren von der Einbeziehung von POLD1-Alterationen

Endometriumkarzinom: Patientinnen mit POLE- und POLD-Mutationen aufspüren

Die Betrachtung sowohl von POLE- als auch von POLD1-Alterationen könnte Schwarzen Patientinnen mit Endometriumkarzinom Vorteile bringen. Dadurch lassen sich möglicherweise Frauen identifizieren, für die eine Deeskalation der Therapie Sinn ergibt.

Besonders schwarze Patientinnen mit Endometriumkarzinomen könnten von zusätzlicher Betrachtung von POLD-Mutationen profitieren.
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Schwarze Patientinnen mit Endometriumkarzinom haben in den USA höhere Mortalitätsraten als andere Betroffene. Die Fünf-Jahres-Rate liegt bei ihnen dabei nahezu doppelt so hoch wie bei weissen Erkrankten.

Vorkommen von Mutationen in ethnischen Gruppen

Pathogene POLE-Alterationen, die fünf bis zehn Prozent aller Endometriumkarzinome aufweisen, sind mit einer besseren Prognose assoziiert. Aber auch Veränderungen in POLD scheinen wichtig für Tumormutationslast und Immunantwort zu sein. Wie häufig sie bei Endometriumtumoren auftreten und ob sie mit dem Outcome korrelieren, ist bisher allerdings nur wenig erforscht.

Amerikanische Forscher haben in einer retrospektiven Studie die Prävalenz von POLE- und POLD-Alterationen in verschiedenen ethnischen Gruppen, unter anderem bei schwarzen und weissen Patientinnen, untersucht. Darüber hinaus analysierten sie, wie sich Veränderungen in POLD1 auf die Prognose der Erkrankten auswirken.

Die Forscher untersuchten in ihrer Studie insgesamt 6.919 Fälle von Endometriumkarzinomen. 6,4 Prozent der Teilnehmerinnen waren asiatischer Herkunft, zehn Prozent waren Schwarz und 70,4 Prozent waren weiss. Die Tumoren Schwarzer Erkrankter wiesen mit 0,5 gegenüber 6,1 und 4,6 Prozent eine niedrigere gewichtete durchschnittliche Prävalenz pathogener POLE-Alterationen auf als die von Asiatinnen oder Weissen. Die Prävalenz pathogener POLD1-Veränderungen betrug hingegen 3,2; 5,0 und 5,6 Prozent.

POLE- und POLD-Mutationen mit besserem Outcome assoziiert

Pathogene POLE-Alterationen waren mit einer besseren Prognose verbunden, im Gegensatz zu nicht-pathogenen Veränderungen oder dem POLE-Wildtyp. Personen mit POLD1-Mutationen hatten ebenfalls ein besseres Outcome, unabhängig von ihrer Gruppenzugehörigkeit.

Die Prognose korrelierte auch nicht mit Histologie und TP53-Status. In einer Gruppe von 241 Schwarzen Patientinnen wurden mithilfe eines zusammengesetzten Biomarkerpanels von entweder POLD1- oder POLE-Alterationen 7,1 Prozent mit einer guten Prognose identifiziert.

Möglicherweise falsche Hochrisiko-Gruppierung

Während POLE-Alterationen bei Schwarzen Patientinnen daher eher selten auftraten, waren POLD1-Veränderungen zwischen den Gruppen ähnlich häufig verteilt. Die Autoren fordern, dass ein optimales molekulares Risikoassessment beide Erkenntnisse berücksichtigen sollte.

Die duale Biomarkerstrategie könnte besonders für Schwarze Menschen bedeutsam sein. Vorangegangene Studien hatten ergeben, dass 75 Prozent der Schwarzen Patientinnen TP53-Alterationen aufweisen (vs. 40 % bei Weissen). TP53 wird als Biomarker genutzt, um Hochrisiko-Erkrankte für eine Therapieintensivierung auszuwählen.

Da die Prävalenz von TP53-Mutationen unter Schwarzen mit Endometriumkrebs hoch und die für pathologische POLE-Veränderungen niedrig ist, werden die Betroffenen mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Gruppe mit schlechter Prognose eingeteilt, was wiederum eine Therapieeskalation nach sich zieht.

Die Anwendung eines alternativen, zusammengesetzten Biomarkers mit POLE- oder POLD1-Alterationen könnte mehr Personen, insbesondere Schwarze, identifizieren, die von einer Deeskalation der Behandlung profitieren könnten.