Medical Tribune
4. Mai 2024VHF-Risiko in den letzten 20 Jahren um 7 % gestiegen

Vorhofflimmern: Herzinsuffizienz ist häufigste Komplikation

Das Lebenszeitrisiko für Vorhofflimmern ist in den letzten zwei Jahrzehnten von einem von vier Menschen auf einen von drei gestiegen. Ausserdem hat auch die bessere Versorgung von VHF-Patienten in den letzten zehn Jahren wohl wenig an ihrem Komplikationsrisiko verändert. Das ist das Ergebnis einer dänischen Beobachtungsstudie.

Bei der Vorbeugung von Komplikationen des Vorhofflimmerns gibt es noch deutlichen Verbesserungsbedarf.
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In der Studie im British Medical Journal war die Herzinsuffizienz die häufigste Komplikation von Patienten mit Vorhofflimmern (VHF). Sie betrifft zwei von fünf VHF-Betroffene im Laufe ihrer Lebenszeit – und ist damit doppelt so häufig wie der Schlaganfall.

Das Risiko für VHF-Komplikationen verbesserte sich im Laufe des 20-jährigen Studienzeitraumes von 2000 und 2022 ausserdem kaum bis gar nicht.

Lebenszeitrisiko für VHF stieg um 6,7 % in den letzten 23 Jahren

Das Vorhofflimmern stellt die häufigste Herzrhythmusstörung dar. In der Schweiz ist rund ein Prozent der Bevölkerung betroffen – also etwa 100.000 Personen. Bei den über 75-jährigen sind etwa zehn Prozent erkrankt. Die chronische Erkrankung kann dabei im Verlauf mit unterschiedlichen Komplikationen einhergehen.

Bislang konzentrierte man sich in der Forschung und bei der Therapie hauptsächlich auf das mit ihr verbundene Schlaganfallrisiko. Eine dänische Forschergruppe wollte nun auch das Risiko für die anderen bekannten VHF-Komplikationen gezielt erforschen, darunter Herzinfarkte und die Herzinsuffizienz.

Dazu untersuchten sie prospektiv 3,5 Millionen dänische Erwachsene ohne VHF im Alter von 45 Jahren oder darüber (51,7 % Frauen) während der Jahre 2000 bis 2022.

In den 23 Jahren entwickelten 362.721 Personen aus der untersuchten Gruppe ein VHF (53,6 % Männer), zum Diagnosezeitpunkt nicht von Komplikationen begleitet. Das Lebenszeitrisiko für ein VHF stieg dabei von 24 Prozent in den Jahren 2000 bis 2010 auf 31 Prozent zwischen 2011 und 2022 an. Eindeutig häufiger betroffen waren in den späteren Jahren dabei Männer und Menschen mit Herzinsuffizienz, Herzinfarkten, Schlaganfällen, Diabetes oder chronischer Nierenerkrankung in der Vorgeschichte.

Herzinsuffizienzrisiko hat sich in 23 Jahren nicht verbessert

Die häufigste Komplikation von VHF-Patienten war in der Studie die Herzinsuffizienz. Nit einem Lebenszeitrisiko von 41 Prozent war das Herzinsuffizienz-Risiko dabei doppelt so hoch wie das Risiko für Schlaganfälle (21 %), und mehr als dreimal so hoch wie das Herzinfarkt-Risiko (12 %).

Männer mit VHF erlitten dabei häufiger Vorhofflimmern und Herzinfarkte, das Schlaganfallrisiko war hingegen bei Frauen geringfügig höher.

VHF-Behandlung reduziert Herzinsuffizienz-Risiko kaum

Über die 23 Jahre andauernde Studienperiode hinweg konnten die Forscher keine Verbesserung des Lebenszeitrisikos für die Herzinsuffizienz bei Patienten mit VHF ausmachen (42,9 % zwischen 2000 und 2010, vs. 42,1 % zwischen 2011 und 2022). Beim Schlaganfall, ischämischen Schlaganfall und Herzinfarkten gab es leichte Verbesserungen von rund drei bis fünf Prozent.

Die Autoren unterstreichen den hohen Bedarf für Behandlungen, um das Schlaganfallrisiko weiter zu reduzieren und Herzinsuffizienz bei VHF-Patienten vorzubeugen.

Das ist auch das Fazit des Biostatistikers Dr. Jianhua Wu an der Queen Mary University of London, in einem begleitenden Leitartikel zur Studie. Für ihn gibt es keine Beweise dafür, dass Massnahmen zur Verhinderung von Schlaganfällen das Auftreten von Herzinsuffizienz verhindern können.

Sie empfehlen, klinische Studien und Leitlinien so anzugleichen, um die Bedürfnisse der realen Population mit VHF besser widerzuspiegeln. Für eine Verbesserung der Patientenprognose sei wahrscheinlich eine breitere Perspektive bei der VHF-Behandlung erforderlich, die über die Prävention von Schlaganfällen hinausgeht.