Medical Tribune
15. Apr. 2024Therapie mit Virtual Reality bringt oft hohen Aufwand und geringen Nutzen mit sich

Mit Apps gegen ADHS?

Auch in der Psychotherapie haben E-Health-Anwendungen wie Apps zunehmenden Einfluss. Allerdings ist nicht jede technische Innovation auch Erfolg versprechend, wie das Beispiel der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) zeigt.

VR-Apps sollen ADHS-Patienten dabei helfen, sich zu konzentrieren.
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Bei Patienten mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) gibt es positive Daten dafür, die Psychoedukation im Rahmen einer Gruppenintervention per App zu unterstützen. Diese Kombination ist etwa effektiver als eine Psychoedukation auf Papier mit Übungsaufgaben.

Das berichtet Professor Dr. Alexandra Philipsen von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Bonn (1).

App hilft, Hausaufgaben zu machen

Die Expertin hat zudem gemeinsam mit ihrer Arbeitsgruppe eine Smartphone-Anwendung entwickelt, mithilfe derer Teilnehmer ihre Aufmerksamkeit und Impulsivität mehr verbessern konnten als Patienten, die auf Papier arbeiteten. Auch ihre Adhärenz zu Hausaufgaben stieg gegenüber der Vergleichsgruppe an.

Im zweiten Schritt integrierte die Arbeitsgruppe einen Chatbot in die App. Dieser sollte die Interaktion fördern und die Vermittlung von Inhalten lebendiger zu gestalten. Allerdings zeigten Teilnehmer, denen das technische Update zuteil wurde, keine stärkere Verbesserung ihrer Symptome als die Nutzer der ursprünglichen App.

Als nächste Stufe der E-Health-Anwendungen bei ADHS entstand ein virtueller Seminarraum. Dort lassen sich ADHS-Symptome sehr realitätsnah und dennoch hoch standardisiert erfassen, erklärt Prof. Philipsen.

Zum Beispiel kann eine VR-Brille die Augenbewegungen der Teilnehmer aufzeichnen, um quantitativ zu bestimmen, wie viel Aufmerksamkeit Teilnehmer vorbeifliegenden Papierfliegern oder einem Vogel auf der virtuellen Fensterbank schenken. In der Versuchsanordnung wurden auch Kopfbewegungen mittels Aktigrafie erfasst und eine mobile EEG-Messung durchgeführt.

Ablenkbarkeit identifiziert die ADHS-Patienten

Tatsächlich konnten sich Patienten mit ADHS in dieser Umgebung von gesunden Kontrollgruppen unterscheiden: Sie übersprangen mehr Aufgaben, hatten verzögerte Reaktionszeiten, waren über längere Zeiträume abgelenkt und bewegten ihren Kopf häufiger. Es wurde jedoch kein signifikanter Unterschied zwischen ADHS-Patienten mit und ohne Medikation festgestellt.

In diesem Setting wurde ein neues Aufmerksamkeitstraining getestet. Bei einer festgestellten Ablenkung erfolgte ein unmittelbares Feedback. Allerdings verbesserten sich die Symptome der ADHS-Patienten dadurch kaum oder gar nicht. Das Feedback irritierte die Teilnehmer eher, anstatt ihnen zu helfen. Prof. Philipsen kündigte jedoch an, diesen Ansatz mit verbesserten Simulationen weiter zu erforschen. «Wir bleiben dran», versprach sie.