Was bringt eine Tonsillektomie bei Kindern mit Schlafapnoe?
Die meisten der über 560.000 Tonsillektomien bei Kindern in den USA erfolgen wegen obstruktiver Schlafapnoe. Doch welchen Nutzen hat dieser Eingriff? Sollte man bei Kindern, die nur auffallend schnarchen, zur OP raten, um Schlaf, Kognition und Lebensqualität zu verbessern?
Diese Fragen wollten Dr. Susan Redline von der Harvard Medical School in Boston und Kollegen klären (1).
In einer Studie rekrutierten sie 459 Kinder zwischen drei und 13 Jahren mit niedrigem Apnoe-Hypopnoe-Index (< 3), die mindestens drei Nächte pro Woche schnarchten und das über den grössten Teil der Nacht.
Primäre Endpunkte: Keine signifikanten Unterschiede
Etwa die Hälfte der Kinder unterzog sich frühzeitig einer Adenotonsillektomie, die übrigen wurden im Sinne des Watchful Waiting beobachtet.
Als einen von zwei primären Endpunkten definierten die Wissenschaftler den Score-Wert für bestimmte Exekutivfunktionen wie Aufgaben planen, Entscheidungen treffen oder Fehler korrigieren. Hierzu gaben die Eltern per Fragebogen Auskunft.
Der zweite Endpunkt war das Ergebnis eines Aufmerksamkeitstests.
Bei beiden Kriterien ergaben sich im Vergleich der Differenzen zwischen Basiswert und Ergebnis nach zwölf Monaten keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Gruppen.
Weniger Symptome nach der Tonsillektomie
Weniger ernüchternd fielen die sekundären Endpunkte aus. Danach hatten die Kinder in der Tonsillektomie-Gruppe in puncto Verhaltensprobleme, Schläfrigkeit und gesundheitsbezogene Lebensqualität die Nase vorn. Ausserdem hatte sich bei ihnen der Blutdruck stärker gesenkt, der Apnoe-Hypopnoe-Index hatte sich im Gegensatz zu dem der Watchful-Waiting-Gruppe nicht verschlechtert.
Die Autoren ziehen das Fazit, dass ihre Studienergebnisse die Empfehlung zur Adenotonsillektomie bei Kindern mit eher milden Symptomen nicht unterstützen. Zumindest scheint der Eingriff die kognitiven Fähigkeiten der jungen Patienten nicht zu verbessern.
Die Symptomlast einer Schlafapnoe lässt sich durch die Operation aber aus der Perspektive der Eltern verringern, schreibt eine Gruppe um Dr. Inbal Hazkani, HNO-Arzt an der Feinberg School of Medicine der Northwestern University in Chicago (2). Dies sollte man bei der medizinischen Beratung berücksichtigen.
Welche Kinder profitieren wirklich?
Selbstverständlich müsse man aber mögliche Schäden durch den Eingriff und die langfristigen Folgen für das Immunsystem im Blick haben. Die zentrale, nach wie vor ungeklärte Frage sei, welche Kinder von dem Eingriff profitieren und welche eher vom Watchful Waiting.
- Redline S et al. Adenotonsillectomy for Snoring and Mild Sleep Apnea in Children: A Randomized Clinical Trial. JAMA. 2023 Dec 5;330(21):2084-2095. doi: 10.1001/jama.2023.22114
- Hazkani I et al. Adenotonsillectomy or Watchful Waiting for Pediatric Sleep-Disordered Breathing. JAMA. 2023 Dec 5;330(21):2057-2058. doi: 10.1001/jama.2023.22373