Basophile erhöht? Unbedingt genau hinschauen!
Sind im Laborbericht die Basophilen erhöht, kann das auf relevante Erkrankungen hindeuten. Denn die Basophilie kann nicht nur das Ergebnis von Allergien oder Parasiten sein, sondern auch neoplastische Ursachen haben.
Im Laborbericht sollte man stets bis nach ganz unten schauen, erklärt Professor Dr. Karl-Anton Kreuzer, Klinik I für Innere Medizin, Universitätsklinikum Köln (1). «Vergessen Sie die Basophilen nicht», appelliert er an alle Kollegen. Selbst vermeintlich kleine Abweichungen vom Normwert können relevant sein.
Was sind Basophile?
Basophile (basophile Granulozyten) sind weisse Blutkörperchen (Leukozyten). Ihr Name rührt von basophilen Vesikeln her, die sie in ihrem Zytoplasma tragen.
In diesen Vesikeln sind Immunmediatoren wie Histamin, Heparin, Prostaglandin-D2, Leukotrien C4 (LTC4) und Serotonin enthalten. Deren Ausschüttung wird über IgE-Rezeptoren an der Zelloberfläche der Basophilen ausgelöst.
Eine Rolle spielen Basophile zusammen mit Mastzellen bei allergischen Reaktionen, insbesondere der allergischen Sofortreaktion (z.B. Heuschnupfen). Darüber hinaus aktivieren sie auch die eosinophilen Granulozyten, die für die Parasiten-Abwehr verantwortlich sind.
Basophile erhöht: Reaktiv oder neoplastisch?
Der Normalwert der basophilen Granulozyten im Blut beläuft sich auf 50 bis 100 Zellen pro µl (ca. 1 % der Leukozyten). Eine Basophilie besteht bereits, wenn die absolute Zahl der basophilen Granulozyten bei über 100/µl liegt oder der relative Anteil mehr als zwei Prozent beträgt.
Anhand der Ursache lässt sie sich unterscheiden in reaktiv (z.B. bei Allergien, einer chronischen Entzündung oder bei Parasitosen) oder (para)neoplastisch. «Einen klaren Schwellenwert, anhand dessen sich zwischen reaktiv und neoplastisch unterscheiden lässt, gibt es hingegen nicht», bedauert der Referent.
Besteht eine Basophilie unklarer Ätiologie, empfiehlt sich ein Differenzialblutbild. Zu prüfen sind dann:
- Serum-IgE
- Serum-Tryptase
- BCR-ABL1-Fusionsgen (Hinweis auf chronisch myeloische Leukämie)
- JAK2-, CALR-, MPL-, KIT-Mutation (Hinweis auf myeloproliferative Neoplasie bzw. Mastozytose)
Zudem sollte man die Milz untersuchen, um einer etwaigen Splenomegalie auf die Ursache zu kommen. Ausserdem sollte der Patienten nach B-Symptomen (siehe Kasten) befragt werden.
B-Symptomatik kurz erklärt
- unerklärliches Fieber (> 38 °C)
- ausgeprägter Nachtschweiss (nasse Haare, durchnässte Schlafbekleidung)
- ungewollter deutlicher Gewichtsverlust (>10% des Körpergewichtes innerhalb von 6 Monaten)
Zu wenig Basophile: «völlig irrelevant»
Von einer Ursache mit Krankheitswert ausgehen muss man bei diesen Kombinationen:
- Basophilie + absolute Neutrophilie + Linksverschiebung
- Basophilie + Bi-/Trizytopenie
- Basophilie + Thrombozytose
- Basophilie + Thrombose/Embolie
- Basophilie + Polyglobulie
Die Kombination aus Basophilie und Blasten schliesslich spricht dafür, dass der Patient «richtig, richtig krank» ist, so Prof. Kreuzer.
Keinen Krankheitswert hat Prof. Kreuzer zufolge hingegen die Basopenie: Diese ist «völlig irrelevant». Und auch bei isolierter Basophilie sowie einer Basophilie mit relativer Neutrophilie sei der Patient hingegen wahrscheinlich nur «laborkrank».
Das Bild komplettieren sollte die Knochenmarksdiagnostik (Histopathologie, Zyto-/Molekulargenetik). Liegt eine Myeloproliferation vor, ist klar, dass man es mit einer myeloproliferativen Neoplasie zu tun hat. Die Zyto-/Molekulargenetik gibt Aufschluss darüber, ob es sich um eine chronische myeloische Leukämie oder eine andere myeloproliferative Neoplasie handelt. Finden sich weder eine Myeloproliferation noch genetische Veränderungen, ist von einer reaktiven Basophilie auszugehen.
- 129. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)