Was ältere Menschen im Sitzen machen, beeinflusst ihr Demenzrisiko
Sehen Menschen über 60 Jahren länger als vier Stunden am Tag fern, erhöht sich ihr Demenzrisiko um bis zu einem Drittel. Beschäftigen sie sich hingegen privat am Computer, sinkt ihr Risiko für eine Demenz. Das zeigt eine neue Studie (1).
Sitzende Tätigkeiten werden mit einer Reihe von Gesundheitsproblemen in Zusammenhang gebracht, unter anderem Demenz. Nun zeigt eine aktuelle Veröffentlichung in der Zeitschrift PNAS, dass nicht nur die Tatsache, dass Menschen zu viel sitzen, sondern auch das, was sie im Sitzen tun, Auswirkungen auf die geistige Leistungsfähigkeit hat.
Fernsehen schädigt das Gedächtnis
Die prospektive Kohortenstudie basiert auf Zahlen aus der UK Biobank, einer grossen biomedizinischen Datenbank mit Daten von mehr als britischen 500.000 Personen. In die Studie eingeschlossen wurden 146.651 Personen, die älter als 60 Jahre alt waren und bis zum Beginn der Untersuchung noch keine Demenzdiagnose erhalten hatten. Mittels Fragebögen gaben die Teilnehmer an, wie viel Sport sie trieben, und wie viel von ihrer Freizeit sie vor dem Fernseher oder dem Computer verbrachten.
In der mittleren Beobachtungsdauer von fast 12 Jahren erkrankten insgesamt 3.507 an Demenz. Es zeigte sich, dass die Zeit, die Teilnehmer vor dem Fernseher verbracht hatten, mit einem erhöhten Demenzrisiko verbunden war. Dem gegenüber hatte die nicht-berufliche Computernutzung einen protektiven Effekt gegen die Entwicklung einer Demenz.
Computerspielen gegen Demenz
Das höchste Demenzrisiko hatten dabei Personen, die mehr als vier Stunden täglich fernsahen, verglichen mit den Probanden, die kaum vorm dem Fernseher sassen (HR 1,28, 95%-KI: 1,18-1,39). Dem gegenüber war eine mittlere bis hohe Computernutzung mit einem geringeren Risiko für das Auftreten einer Demenz verbunden (HR 0,7; 95%-KI: 0,64-0,76, bzw. 0,76; 0,7-0,83). Sich am Computer zu beschäftigen war schon ab einer halben Stunde täglich protektiv gegen Demenz.
Die demenzbezogenen Effekte von Fernseher und Computer waren unabhängig von Faktoren wie Alter, Geschlecht, Bildungsstand, oder der Art der Erwerbstätigkeit. Aber auch die sportliche Aktivität, Schlaf, Body-Mass-Index, Ernährung und Rauchen spielten keine Rolle für das Ergebnis.
Das Gehirn reagiert auf die sitzende Tätigkeit, auch wenn wir körperlich aktiv sind
«Wir wissen, dass sportliche Betätigung wichtig für unsere Hirngesundheit ist. Viele von uns denken aber, dass sie die schädlichen Effekte des Sitzens ausgleichen können, wenn sie zeitweise körperlich aktiver sind», sagt Studienautor Prof. Gene Alexander vom Institut für Psychologie an der University of Arizona (2). «Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Effekte auf das Gehirn durch sitzende Freizeitaktivitäten unabhängig davon sind, wie viel wir uns bewegen.» Er empfiehlt Senioren, in der Freizeit so geistig aktiv wie möglich zu sein, und aktive Beschäftigungen am Computer dem passiven Fernsehen vorzuziehen.
Referenzen
- Raichlen A et al. Leisure-time sedentary behaviors are differentially associated with all-cause dementia regardless of engagement in physical activity. Proc Natl Acad Sci U S A. 2022 Aug 30;119(35):e2206931119. doi: 10.1073/pnas.2206931119.
- Raffio N. What older adults do while they sit affects dementia risk, study indicates. USC News, 22. August 2022, abgerufen am 24. August 2022